Kompositionsweise und Eigenart
Als junger Komponist war Schubert Dränger und Stürmer mit einem ungeheuren vitalen Ausdrucksbedürfnis und andererseits mit einem Drang nach restloser Erschöpfung des Erlebnisses, nach berauschen an den Augenblickseffekten und am Klangrausch.
Erfüllung der Musik Schuberts mehr in der strömenden Kantabilität eines Einfalls als in seiner Verarbeitung.
Schubert muß täglich Komponieren, wie aus einem inneren Drang heraus, was er nicht am Klavier, sondern am Schreibtisch tut.
Er denkt in gerundeten, in sich abgeschlossenen Bögen; Neigung zum Auskosten seiner lyrischen Einfälle.
Merkmale seiner Harmonika: Dur - moll - Kontrast
Emanzipation der Teers: der Terzschritt gewinnt nun die gleiche Konstruktive Kraft wie der klassische Quintfall. Medianten und Parallelen entsprechen der Dominante.
Kühne, überraschende Modulationen; Einfachheit und Schlichtheit seiner Melodik; Schubert vereint Volkstümlichkeit mit höchster Meisterschaft.
Der Charakter seiner Musik kann als lyrisch - introvertiert bezeichnet werden.
Wechselwirkung von vokalen und instrumentalen Schaffensmomenten, d. h. die Liedmusik erhält starke Impulse aus dem instrumentalen Gebiet und umgekehrt.
Das Thema ist bei Schubert Selbstzweck und nicht Mittel zum Zweck.
Die Klaviermusik
Als Instrumentalkomponist ist Schubert ein später Klassiker.
1816 verstärktes Sonatenschaffen: Lyrisierung der Sonatenform
In der Klaviersonate äußert sich Schuberts Nähe zu Beethoven, aber auch der Versuch, unabhängig von ihm eigene Wege zu gehen.
In der Sonate ist Schubert auf der Suche nach einem neuen, eigenen inhaltlichen Konzept, der apoetischen Idee.
Form entsteht bei Schubert nicht aus dem Kontrast, sondern aus dem Wechsel der Themen in lyrischer Einheit der Stimmung. So sind die Durchführungen bei ihm Stimmungsvarianten und harmonische Exkursionen.
Schuberts Klaviersonaten sind ein Ringen mit den auftretenden Schwierigkeiten; sein Schaffensimpuls kommt von innen, weshalb er auch keine modischen, brillanten Klavierwerke schrieb, wogegen das modische Lied bei ihm durchaus zu finden ist.
Sein Klavierwerk ist so innerlich, daß man es eher zur Hausmusik als zum Konzertsaal zählt.
Im September 1828 entstanden die letzten späten drei Klaviersonaten in c-moll, A-Dur und B-Dur, wobei die B-Dur Sonate D 960 die Krönung der letzten Sonatenreihen darstellt, denn das Ideal der Sonate, das Schubert in sich trug, ist hier erfüllt. Auch äußert sich hier in klangsatter Kantabilität, in harmonischem Reichtum, in graziösem Humor und in plötzlicher Harmonischer Ausweichung die reife Kunst Schuberts.
Zitate
Schuberts Sonaten haben mehr Intensität als Tragweite (Franz Liszt)
Schubert läßt seine Motive leben, er mordet sie nicht; er kann im Allegro einschlafen und träumen. Ó (C. Spitteler)
Namentlich hat Schubert als Komponist für das Klavier vor anderen, im einzelnen vor Beethoven, etwas voraus É --- nämlich darin, daß er klaviermäßiger zu instrumentalen weiß, d. h. , daß alles klingt, so recht vom Grunde, aus der Tiefe des Klaviers heraus, während wir bei Beethoven die Farbe des Tones erst vom Horn, der Oboe her borgen müssen (Schumann)
Wer vermag nach Beethoven noch etwas zu machen? (Schubert)
Die Tasten werden unter den Händen zu singenden Stimmen. (Schubert)
Das Liedschaffen
Das Volkslied wurde in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts als Ausdruck unverfälschten menschlichen Wesens entdeckt. Demzufolge ist das Strophenlied am vollkommensten.
Der Volksmusik, die Franz seit der Kindheit vertraut ist, ist er sehr verbunden.
In seinen ersten Liedkompositionen, die bereits im Konvikt entstehen, orientiert sich Schubert stark am Text, komponiert an ihm entlang, will ihn ausdeuten; das jedoch führt zu einer mangelnden Form.
1815 vertont Schubert 31 Goethe - Gedichte
Die erste Goethe - Vertonung ist Gretchen am Spinnrade.
Die Klavierbegleitung erhält bei Schubert allerdings eine neue Bedeutung, da sie innere Vorgänge äußerlich gestaltet, was man Charakterbegleitung nennt.
1815/16 entstehen etwa 250 Lieder
Ende 1823 entsteht der Liederzyklus die schöne Müllerin nach Gedichten von Wilhelm Müller
In Schuberts spätem Liedschaffen spielt Heine eine wichtige Rolle, vor allem seine tragische Ironie, sein Zwiespalt zwischen Wirklichkeit und Ideal.
1827 Liederzyklus Die Winterreise
Schubert ist der Ursprung des romantischen Liedes.
Von Schubert hauptsächlich vertonte Dichter sind: Schiller Matrosen, Goethe, Hšlty, Uz, Jacobi, Schubart, Klopstock, Ossian, Stollberg, Claudius, Kosegarten, Salis, Körner, Mayrhofer, Novalis, Grillparzer, Gebrüder Schlegel, Schober, Bruchhausen, Collin, Rückert, Müller, Craigher, Pyrker, Schlechta, Seidl, Leitner, Scott, Shakespeare, Lappe, Schütz, Schulze, Rellstab, Heine.
Schuberts Liedschaffen läßt sich in drei Teile einteilen:
* Frühzeit (bis 1814): Schubert komponiert am Text entlang, deutet aus, mangelhafter musikalischer Aufbau.
Vereinheitlichung des Ganzen durch gleichbleibende Begleitung
* 1815/16: Das Strophenlied nimmt zu; Lehrzeit; von 250 geschriebenen Liedern werden 29 veröffentlicht.
1816-18: Übergangszeit; regelmäßige Melodieformen, Textwiederholungen
* Ab 1819 : Meisterjahre: Abkehr vom Dramatischen und Hinwendung zum Lyrischen; Zunahme zyklischer Formen
Schubert schenkte dem deutschen Lied Einheit von musikalischer Formung und textlichem Inhalt, von Wort und Ton.
Zitate
Der wahre Ausdruck der tiefsten Empfindung ist schon in der Melodie als solcher gelegen. (Jaspert)
Das gute Singlied muß den Schein des Bekannten haben. (J. A. P. Schulz)
Der Sänger kann nach einer Melodie die verschiedene Bedeutung der einzelnen Strophen hervorzuheben. (Goethe)
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