Cicero Kurzüberblick über Vita und Karriere Marcus Tullius Cicero ist die uns wohl bekannteste Gestalt des ganzen Altertums. Über einen großen Teil seines Lebens sind wir deswegen so gut unterrichtet, weil er fast tausend Briefe hinterlassen hat, in denen er über sich und seine Zeitgenossen berichtet. Cicero wurde am 3.1.106 v.Chr. in Arpinum bei Latium geboren. Obgleich aus dem niedrigen Landadel stammte, vollbrachte er eine bis dahin beispiellos steile politische Karriere: in kürzester Zeit Aufstieg in die höchsten Staatsämter bis zum Konsulat im Jahre 63, wobei er alle Ämter zum frühestmöglichen Zeitpunkt (suo anno) bekleidete. Ausbildung und politisch-rhetorischer Aufstieg Cicero begann seine Laufbahn nach gründlicher Ausbildung als Anwalt in Rom. Zudem beschäftigte er sich von Jugend an mit griechischer Kultur, Philosophie und Rhetorik.
Sein politischer Aufstieg begann 80 v. Chr. mit spektakulären Auftritten in politischen Prozessen. In den Jahren 79 bis 77 v. Chr. unternahm Cicero eine Bildungsreise nach Athen und Rhodos, wo er für sein weiteres Lebens entscheidende rhetorische und philosophische Anregung von griechischen Rednern und Philosophen bekam. 70 v. Chr. siegte er im berühmten Prozess gegen Verres, den korrupten und verbrecherischen Statthalter Siziliens. Exkurs über den cursus honorum Cicero durchlief in schnellster Zeit die Ämterlaufbahn (cursus honorum) und galt deshalb als homo novus (politischer Newcomer) in Rom. Der cursus honorum beinhaltete folgende Stationen: 1. Quästor (Chef der Finanzverwaltung) 2. Ädil (Polizeidezernent) 3. Prätor (hoher Richter) 4. Konsul (2 Konsuln regierten zur Zeit der Republik das römische Reich) 5. Zensor (Höchstes Amt im Senat, eine Art Bundespräsident mit geringen Machtbefugnissen) Der Revolutionsversuch des Catilina und die Folgen Im Jahre 66 v. Chr. trat Cicero als Prätor für die besonderen Vollmachten des Pompeius ein. Als Konsul bekämpfte er 63 v. Chr. die Verschwörung Catilinas und rettete so für kurze Zeit die libera res publica, d.h. die römische Republik, vor tyrannischer Alleinherrschaft.
Cicero selbst bezeichnete diesen - letztenendes militärischen - Erfolg als Höhepunkt seines Lebens. 59 v. Chr. wurde Cicero jedoch verbannt, da der Senat - nicht zuletzt auf Betreiben Caesars - die Ermordung der aufständischen Anhänger des Catilina verurteilte: römische Bürger hätten nicht umgebracht werden dürfen. Jedoch wurde er schon 57 v. Chr. mit Ehren aus dem Exil zurückgerufen, konnte an seine politische Laufbahn jedoch nicht wieder anknüpfen, da Caesar und Pompeius dem entgegenstanden. Schriftsteller und Politiker In dieser Zeit (56-51) entstanden unter anderem seine bedeutenden Schriften "De re publica" und "Über den Redner", in denen das Ideal des Römertums, erfüllt durch den Wertgedanken der Griechen, seine Ausprägung fand. 51 v. Chr. verwaltete Cicero als Prokonsul die Provinz Kilikien. Unmittelbar nach seiner Rückkehr aus der Provinz brach in Rom der Bürgerkrieg aus (49 v. Chr.), in dem sich Cicero zunächst bemühte, zwischen den verfeindeten Parteien zu vermitteln. Nach dem Scheitern dieser Versuche schloss er sich jedoch Pompeius an. Cicero scheitert politisch Dummerweise war es Pompeius, der im Bürgerkrieg gegen Caesar unterlag. Cicero hatte also politisch auf´s falsche Pferd gesetzt, zog sich infolge dieser misslichen Lage nach Brundisium zurück und wartete auf eine Amnestisierung durch Caesar, um rehabilitiert und gefahrlos nach Rom zurückkehren zu können. Die sich nun immer mehr abzeichnende Alleinherrschaft Caesars vernichtete Ciceros Hoffnungen, die Republik (libera res publica) könne nun nach Beendigung des Bürgerkrieges zu neuem Leben erwachen. Dennoch versuchte er, den neuen Alleinherrscher Caesar für eine maßvolle, legale Staatslenkung zu gewinnen. Cicero hatte zwar keinerlei Einfluss auf die Politik Caesars, wurde aber von diesem dennoch aufgrund seiner Leistungen respektiert. Letzte politische Bemühungen und Ermordung Nach Caesars Ermordung aber im Jahre 44 v. Chr. trat Cicero für die Wiederherstellung der republikanischen Senatsherrschaft ein, jedoch vergeblich. Er brachte sich dadurch in schärfsten Widerspruch zu Marcus Antonius, der sich als gesetzlicher und politischer Nachfolger Caesars ansah. Gegen ihn richtete Cicero seine 14 Phillippischen Reden (sein zweiter, letzter und folgenschwerster politischer Fehler). Unmittelbar nach Abschluss des Triumvirats (43 v. Chr.) (Antonius - Oktavian - Lepidus) wurde Cicero in Formiae von Anhängern des Antonius ermordet. Seine Hände, welche dem Auftraggeber des Mordes so verhasst waren, wurden abgeschnitten und zusammen mit seinem Kopf auf dem Forum Romanum zur Schau gestellt.
Literarische Leistungen Ciceros politische Taktik ist aufgrund seiner eklatanten Mißerfolge umstritten. Doch seine literarische Leistung sucht im Lateinischen seinesgleichen. Er hat nicht nur durch seine lateinischen Übersetzungen und Darstellungen griechischer Kultur dafür gesorgt, dass Europa noch heute seine Wurzeln in der griechischen Antike erkennt, sondern er hat - insbesondere auch durch seine 58 erhaltenen Reden - bis zum heutigen Tage den Stil "klassischen", d.h. "guten" Lateins bestimmt.