Eine kurze Geschichte der Esskultur
Essen gehört wie Trinken oder Schlafen zu den Grundbedürfnissen des Menschen. Ging es dem frühgeschichtlichen Jäger und Sammler zunächst einfach nur darum, durch Nahrungsaufnahme zu überleben, merkte er bald, dass Speisen durch besondere Zubereitung an Geschmack gewannen. Man lernt den Umgang mit Kräutern und Gewürzen. Am Anfang waren er natürlich jeweils nur einheimische Beigaben, die das erlegt Wild oder gesammelte Waldfrüchte im Geschmack bereicherten. Erst als sich verschiedene Kulturen im Laufe der Jahrhunderte und Jahrtausende austauschten, wurde unsere Welt nach und nach fast flächendeckend mit allen Raffinessen der Kochkunst bekannt.
Die schmackhafte Zubereitung der Speisen ist allerdings nur die eins Seite der Esskultur, die andere wird durch die Tischsitten bestimmt. Das selbst die herrschaftlichen Kreisen bis ins 15. Jahrhundert hinein und in einfacheren Bevölkerungsschichten noch bedeutend länger die Finger als einziges Essgerät dienten, bemühte man sich früh, zumindest in adeliger Gesellschaft gemeingültige Benimmregeln bei Tisch einzuführen. Eine der ältesten Schriften diese Art in deutscher Sprache ist>>Des Tannhäusers Hofzuchtan in grauer Vorzeit aus der Quelle schöpfte. Schon bald traten dann an Stelle der Hand natürliche Schöpfgeräte wie Muschel, Schneckengehäuse, Kürbisschälchen oder auch die Gelenkpfannen eines großen Tieres. Aus Holz und Bein wurde mit dem Feuersteinmesser zunächst die ältesten künstlichen Löffel geschnitzt.
Diese Schöpfgeräte führte man wie die hohle Hand an den Mund, um sie mit den Lippen, den Laffen, auszuschlürfen (auszulaffen). So übertrug sich die Bezeichnung>>Laffe>leffil>laffan>lecken>spoonMit einem Löffel zwei Suppen versuchen>sich zwischen zwei Stühle setzteneinen Löffel aufheben und die Schüssel zerbrechen>der Löffel, über den ,man balbiert* wirdübervorteilen, betrügen>hätte die Weisheit mit Löffeln geschlucktdünkt sich sehr weiser die zweizinkige Fleisch- und Küchengabel, weiter über die Tranchier– und Vorlegegabel geführt haben. Im einzelnen ist es für ältere Zeit sehr schwierig zu sagen, welche Phase diese Entwicklungslinie man eine aus dieser Zeit erhaltene Gabel zurechnen muss. Bereits in Babylon kannte man Gabel, wie Ausgrabungen zeigen, doch weiß man auch, dass hier beim Essen gewöhnlich die Finger benutzt wurden.
In Rom gab es jedenfalls neben der Gabel zum Zerlegen des Bratens bereits kleine Tischgabeln, und in Byzanz scheinen Essgabeln dann bereits zum Gebrauch der vornehmen Leute gehört zu haben. Im allgemeinen blieb die Gabel aber bei Tisch und in der Küche Tranchier– und Vorlegegabel und konnte sich als Essgabel nur schwer und langsam durchsetzen. Erst am Ende des Mittelalters verbreitete sie sich in Frankreich und Brachte noch mehr als ein Jahrhundert, um auch in Deutschland Eingang zu finden. So ereiferte sich auch Martin Luther gegen ihren Gebrauch. Im Jahre 1518 soll er einmal gesagt haben: >Gott behüte mich vor Gäbelchen!>Geschichte Philanders von Sittewald
|