Mit den Preisgeldern wächst auch die Kritik am Nobelpreis. Ist die Auszeichnung, die in den letzten 100 Jahren Höhen und Tiefen erlebt hat, überhaupt noch zeitgemäß? Eine Bestandsaufnahme.
Das Testament ließ wenig Zweifel, und dennoch zog sich die Gründung der Nobelstiftung über Jahre hin. In seinem knapp formulierten Letzen Willen bestimmte Alfred Nobel 1895, dass alljährlich aus den Zinsen seines Vermögens Preise verliehen werden sollten - und zwar an diejenigen Persönlichkeiten, die im zurückliegenden Jahr der Menschheit den größten Nutzen beschert hatten. Die Unsicherheit unter den Nachlassverwaltern war groß: Wie sollte Nobels letzter Wille in die Tat umgesetzt werden, was passiert mit dem Geld und wie genau sollten die Preisträger ausgesucht werden? Es dauerte vier Jahre, bis schließlich am 20. Juni 1900 die Nobelstiftung offiziell gegründet werden konnte. Ein Jahr später wurden zum ersten Mal die Nobelpreise verliehen. Sie sollten sich im 20. Jahrhundert zu den mit Abstand wichtigsten und prestigeträchtigsten internationalen Auszeichnungen entwickeln. Mitunter auch zu den umstrittensten: Nicht nur die Literaten unter den Preisträgern, per se dem unbarmherzigen Urteil der Kritik ausgesetzt, wurden in den zurückliegenden Jahren teils kontrovers diskutiert. Auch ausgezeichnete Physiker und Chemiker mussten sich harsche Worte anhören. Oftmals waren die Kollegen einfach nur neidisch, manchmal lag die Jury - ob aus Geklüngel oder Unwissen - auch voll daneben. Andere machten Schlagzeilen, weil sie vom Nobelpreiskomitee schlicht ignoriert wurden: So wurde Albert Einstein (angeblich auf Grund des Vetos eines einzigen Jurymitglieds) jahrelang der Nobelpreis vorenthalten, bevor er 1921 schließlich die verdiente Auszeichnung entgegen nehmen konnte - allerdings nicht für seine bahnbrechende Relativitätstheorie sondern für die eher nebensächlichen Entdeckungen zum Photoelektrischen Effekt. Allerdings: Rückblickend hat es in der Regel die Richtigen erwischt. Dazu beigetragen hat sicherlich die Konstruktion des Modells Nobelpreis. Die auswählenden Institutionen sind klar getrennt von Regierungen, sonstigen Organisationen und der eigentlichen Nobelstiftung. Letztere ist für die finanziellen Belange zuständig und im Prinzip nichts anderes als ein Investmenthaus. Hohe Steuern, kleine Renditen
Besonders in den Anfangsjahren fielen die Renditen gering aus. Die Investition in Anleihen warf wenig Geld ab, und die Steuerfrage wurde überhaupt nicht bedacht.
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