Bratislava
Bratislava ( slowakische Aussprache ?/i: [ˈbracɪslava]; deutsch: Pressburg, ungarisch: Pozsony) ist die Hauptstadt der Slowakei und mit rund 427.000 Einwohnern die größte Stadt des Landes. Im äußersten Südwesten des Landes am Dreiländereck mit Österreich und Ungarn gelegen, ist sie die einzige Hauptstadt der Welt, die unmittelbar an zwei Staaten grenzt. Als politisches, kulturelles und wirtschaftliches Zentrum des Landes ist Bratislava Regierungssitz der Slowakei sowie Standort mehrerer Universitäten, Museen, Theater und weiterer wirtschaftlicher, kultureller und wissenschaftlicher Institutionen. Die Geschichte der Stadt wurde von zahlreichen Ethnien geprägt, wie Kelten, Römern, Awaren, Deutschen, Magyaren, Juden und Slowaken. Bratislava war im Laufe seiner Geschichte eines der wichtigsten wirtschaftlichen und administrativen Zentren Großmährens, des Königreichs Ungarn (auch im Rahmen der österreichischen Monarchie beziehungsweise Österreich-Ungarns) und der Tschechoslowakei. Es war 1536–1783/1848 Hauptstadt des Königreichs Ungarn sowie 1939–1945 Hauptstadt der (ersten) Slowakischen Republik. 1968 wurde Bratislava Hauptstadt des Teilstaates Slowakische Sozialistische Republik (slow.: SSR) in der Tschechoslowakischen Sozialistischen Republik (ČSSR) und kurz (1990–1992) der Tschechischen und Slowakischen Föderalen Republik (ČSFR). Seit 1993 ist sie Hauptstadt des selbstständigen Staates Slowakei. Panorama von der Burg Bratislava aus mit der Altstadt (links) und dem Stadtteil Petržalka (rechts) Klima [Bearbeiten] Bratislava liegt in der gemäßigten Zone und im Bereich des Kontinentalklimas mit vier ausgeprägten Jahreszeiten. Die Sommer sind in der Regel warm und trocken, die Winter kalt und feucht. Insgesamt weist Bratislava mit jährlich 667 mm nur geringe Niederschlagsmengen auf. Es verzeichnet zudem längere Trockenperioden und liegt in einer der wärmsten und trockensten Gegenden des Landes, die sich sehr gut zum Weinbau eignet.[1] Die mittlere Lufttemperatur beträgt im Stadtzentrum durchschnittlich 10,7 °C. Die Übergangszeit im Frühling und Herbst ist meist nur kurz. Devín und Devínska Nová Ves sind regelmäßig durch Überschwemmungen gefährdet. Die nachfolgende Tabelle zeigt die durchschnittlichen Klimawerte: Bratislava im Jahr 1787 Nach der Schlacht bei Mohács im Jahr 1526 mussten weite Teile des Königreichs Ungarn an die Osmanen abgetreten werden, weshalb Bratislava 1536 zur Hauptstadt des als Königliches Ungarn bezeichneten Restterritoriums erklärt wurde, das nunmehr von den Habsburgern regiert wurde. Das Königliche Ungarn umfasste ungefähr die heutige Slowakei, das Burgenland und das westliche Kroatien. Bratislava wurde 1536 zum Sitz aller wichtigen Behörden und Institutionen und ab 1543 auch Sitz des Erzbischofs von Gran (das nunmehr vom Osmanischen Reich besetzt war). Zwischen 1563 und 1830 fanden zudem im Martinsdom die Krönungen von elf Königen und acht Königinnen aus dem Hause Habsburg zu Monarchen des Königreichs Ungarn statt. Das 17. Jahrhundert war außerdem gekennzeichnet durch eine Reihe von Pestepidemien, Hochwasserkatastrophen, weitere Kämpfe mit den Türken, Widerstand gegen die Ausbreitung der Reformation sowie mehrere anti-habsburgische Aufstände. Im 18. Jahrhundert, insbesondere während der Herrschaft der Kaiserin Maria Theresia, erlebte die Stadt eine wirtschaftliche und kulturelle Blütezeit. Bratislava wurde zur größten Stadt und einer der wichtigsten Städte des gesamten Königreichs Ungarn. Die Bevölkerungszahl verdreifachte sich. Es entstanden zahlreiche neue Paläste, Klöster und Landgüter. Auch das kulturelle und öffentliche Leben gewann stark an Dynamik. Unter Maria Theresias Sohn Joseph II. setzte jedoch ein Bedeutungsverlust ein, insbesondere nach der Überführung der Kronjuwelen nach Wien im Jahr 1783 und der Verlegung der Verwaltung nach Ofen (heute ein Teil von Budapest). Bratislava entwickelte sich in der Folge zum Zentrum der slowakischen Nationalbewegung. Stadtplan von 1895 (ungarisch) 1805 unterzeichneten im Primatialpalais Diplomaten Österreichs und Frankreichs nach Napoléons Sieg in der Schlacht von Austerlitz den Frieden von Pressburg. Nachdem sich aber 1809 das Kaisertum Österreich zusammen mit dem Vereinigten Königreich von Großbritannien und Irland wieder gegen das Kaiserreich Frankreich stellte, belagerten und bombardierten französische Truppen die Stadt, wobei sie u. a. die Burg Devín sprengten. Zwei Jahre später wurde bei einem Brand auch die Burg Bratislava zerstört. Als Reaktion auf die Revolution von 1848/49 und den slowakischen Aufstand verabschiedete der ungarische Landtag in Bratislava die Märzgesetze, mit denen unter anderem die Leibeigenschaft abgeschafft wurde. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts war Bratislava hinter Budapest die am zweitstärksten industrialisierte Stadt des Königreichs Ungarn. Die erste Eisenbahn im Königreich Ungarn war die im Jahr 1840 eröffnete (anfangs nur Pferde-)Bahn von Bratislava nach Svätý Jur. Die Bahnverbindungen nach Wien und Pest kamen 1848 und 1850 hinzu. Am Ende des Ersten Weltkrieg beschlossen die Alliierten, die Stadt der am 28. Oktober 1918 neu gegründeten Tschechoslowakei zuzuteilen. Im Januar 1919 eroberten die Truppen der Tschechoslowakischen Legionen und der Alliierten die Stadt, im August desselben Jahres auch das auf der Südseite der Donau gelegene Petržalka (siehe Bratislavaer Brückenkopf). Bratislava wurde zur faktischen Hauptstadt des slowakischen Teils der Tschechoslowakei, anstatt z. B. Martin oder Nitra, nicht zuletzt wegen der wirtschaftlichen Bedeutung, Größe und Lage in Bezug auf Böhmen. Viele ungarische Einwohner verließen die Stadt, da sie hier als Beamte oder Lehrer nicht mehr benötigt wurden und auch den tschechoslowakischen Staat ablehnten. 1919 wurde die Comenius-Universität gegründet. Zerstörte Apollo-Raffinerie (später Slovnaft) nach Luftangriffen der Alliierten, September 1944 Nach dem Anschluss wurde das benachbarte Österreich am 13. März 1938 Teil des von den Nationalsozialisten beherrschten Deutschen Reichs. Infolge des Münchner Abkommens vom 30. September 1938 annektierte das Deutsche Reich auch die damals noch eigenständigen Gemeinden Petržalka und Devín. Ab Oktober 1938 war Bratislava Sitz der Regierung der autonomen Slowakei, ab 14. März 1939 Hauptstadt der ersten slowakischen Republik. Die slowakische Regierung wies die meisten der in Bratislava lebenden Juden aus der Slowakei aus und überließ sie dem nationalsozialistischen Regime im Deutschen Reich. Von Ende November 1944 bis Ende März 1945 bestand im damals dem Deutschen Reich angehörenden Engerau (Petržalka) ein Lager für jüdische Zwangsarbeiter. Während des Zweiten Weltkriegs wurde in Bratislava die Comenius-Universität und die 1939 hierher umgesiedelte Slowakische Technische Universität um zahlreiche Fakultäten erweitert, 1940 wurde die Wirtschaftsuniversität und 1942 die „Slowakische Akademie der Wissenschaften und Künste“ gegründet. Außerdem nahm man zahlreiche Bauvorhaben in Angriff. Die Stadt wurde am 4. April 1945 von der Roten Armee erobert. Viele deutschsprachige Einwohner wurden noch vor Kriegsende von den deutschen Behörden der Stadt evakuiert, die verbliebenen Deutschen später aufgrund der Beneš-Dekrete aus ihrer Heimat vertrieben. Neue Brücke (Nový most) und Petržalka 1944 und 1946 vergrößerte sich das nun fast nur noch von Slowaken bewohnte Bratislava durch mehrere Eingemeindungen. Unter der Herrschaft der Kommunistischen Partei, die im Februar 1948 an die Macht gelangte, entstanden ausgedehnte Plattenbausiedlungen, insbesondere in Petržalka. Nach Kriegsende wurde die Stadt architektonisch sowie wirtschaftlich beträchtlich modernisiert, manchmal auf Kosten der historisch gewachsenen Bausubstanz. Am 1. Januar 1968 wurde Bratislava formell zur Hauptstadt der Slowakei erklärt, die ab 1969 als Slowakische Sozialistische Republik bezeichnet wurde und eine der beiden Teilstaaten innerhalb des föderativen tschechoslowakischen Staates war. 1972 erfolgten weitere Eingemeindungen auf beiden Seiten der Donau. Ende 1989 war Bratislava eines der Zentren der Samtenen Revolution, die zum Sturz des kommunistischen Regimes führte. Seit dem 1. Januar 1993 ist Bratislava Hauptstadt der unabhängigen Slowakei. Seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts erfährt die Stadt einen wirtschaftlichen Aufschwung, der seit den 1990ern durch ausländische Investitionen gefördert wird. Namen [Bearbeiten] Altstadt mit Martinsdom Johannes Aventinus schrieb im 16. Jahrhundert, dass die Stadt Anfang des 9. Jahrhunderts vom slawischen Fürsten Vratislav (Uratislaus) aus einer römischen Festung wieder erbaut wurde und entsprechend nach diesem Fürsten Uratislaburgium/Vratissolaoburgium/Wratisslaburgium benannt wurde. Er nennt auch den lateinischen Namen Pisonium. Die Verlässlichkeit dieser Angabe ist umstritten.
Die erste direkt erhaltene urkundliche Erwähnung der Stadt als Brezalauspurc erfolgte in den Salzburger Annalen (Annales Juvavenses maximi), im Zusammenhang mit den Schlachten von Pressburg zwischen Bayern und Magyaren unweit der Burg Bratislava im Jahr 907. Aventinus gibt für dieses Ereignis (mit Verweis auf die Annales Juvavenses antiqui) den Namen Braslavespurch an, andere Quellen geben auch Pressalauspruch an. Bis Anfang des 20. Jahrhunderts wurde überwiegend die Ansicht vertreten, dass der Name Pressburg vom Namen Predslav (vermutlich mit „Predeslaus“, dem gleichnamigen Sohn von Sventopluk identisch) abgeleitet ist. Im 20. Jahrhundert leitete jedoch der bedeutendste slowakische Slawist des 20. Jh. Ján Stanislav in seinen Werken sprachwissenschaftlich ausführlich her, dass der Name nicht vom Namen Predslav, sondern nur vom Namen eines slawischen Fürsten namens Braslav abstammen kann, der in der Stadt im 9. Jh. regierte (*Braslavь).[2] Gegen Ende des 20. Jahrhunderts wurden jedoch Münzen aus der Zeit um 1000 mit der Inschrift Preslav(v)a Civitas[3] gefunden, was dann doch eher für die Predslav-Variante spricht (andererseits hat Ján Stanislav auch diese Variante dank der von 1052 erhalteten Namenserwähnung Preslawaspurch in seinen Überlegungen berücksichtigt). Über verschiedene Zwischenstufen entwickelten sich in den folgenden Jahrhunderten der deutsche Name Preßburg (bzw. Pressburg) und davon abgeleitet die slowakische Bezeichnung Prešporok/Prešpurek u. Ä. Bis 1919 verwendeten die meisten englischsprachigen Autoren ebenfalls die Bezeichnung Pressburg,[4] während im französischen Sprachraum Pres(s)bourg üblich war. Der ungarische Name Pozsony (in dieser Form erstmals 1773 nachgewiesen) stammt wahrscheinlich von Božan ab, einem Herrscher auf Burg Bratislava im 11. Jahrhundert (*Božänjь);[5] andere Theorie leitet der Name vom ungarischen Eigennamen Poson ab. Daher kommt die seltene slowakische Form Požúň her. Daneben waren auch das lateinische Posonium und das altgriechische Istropolis („Donaustadt“) üblich, insbesondere während der Renaissance. Die Form Istropolis stammt aus der Christianisierungszeit (9. Jahrhundert).
Einige slowakische Autoren verwendeten in den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts in Anlehnung an Aventinus die Form (Tatranská) Vratislava (z. B. Jan Kollár, 1830). Bratislava, der heutige Stadtname, hat wohl seinen Ursprung im Jahr 1837, als der Wissenschaftler Pavel Jozef Šafárik (in: Slovanské starožitnosti, 1837) in der Form Brecisburg (1042) die slowakische Form *Bracislaw / *Brecislaw sah und irrtümlich annahm, dass die Stadt vom böhmischen König Břetislav gegründet worden sei. Danach verwendeten Anhänger der slowakischen Nationalbewegung die Formen Břetislav (Jan Kollár, 1838), Břetislava (Jan Kollár, Ľudovít Štúr, 1838), Breťislava (Martin Hamuljak, 1838) u. Ä. und nach der Einführung der neuen Sprachnorm tauchte 1843 die Variante Braťislava (nad Dunajom) (Janko Francisci) auf,[6] wobei in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auch wieder die Formen Břetislav und andere Varianten verwendet wurden. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde im allgemeinen Sprachgebrauch jedoch überwiegend die Form Prešporok und entsprechende Varianten verwendet.
Nach Ende des Ersten Weltkriegs wurde für kurze Zeit die Bezeichnung „Wilsonovo mesto“ (Wilson-Stadt) verwendet, nach dem amerikanischen Präsidenten Woodrow Wilson (nach manchen Quellen wurde jedoch dieser Name ausschließlich von tschechoslowakischen Legionen in Italien Anfang 1919 auf militärischen Karten verwendet). Vom 22. Februar bis 6. März 1919 hieß die Stadt offiziell Bratislav. Dies wurde jedoch in Bratislava geändert, da die Endung -av tschechisch ist. Stadtbild und Architektur [Bearbeiten] Das Palais Grassalkovich, die Residenz des Präsidenten Das Alte Rathaus in der Altstadt Zentrum [Bearbeiten]
Die meisten historischen Gebäude konzentrieren sich in der Altstadt (Staré Mesto). Das von drei Gebäuden gebildete Alte Rathaus (Stará radnica) aus dem 14./15. Jahrhundert ist eines der ältesten erhaltenen Häuser der Stadt. Das Michaelertor (Michalská brána) ist heute das einzige erhaltene Tor von den vier Toren der mittelalterlichen Stadtbefestigung, unmittelbar daneben steht das schmalste Haus Europas mit einer Breite von 130 cm.[7] Im 1756 erbauten Gebäude der Universitätsbibliothek war von 1802 bis 1848 der Landtag des Königreichs Ungarn untergebracht.
Charakteristisch für das Stadtzentrum sind die zahlreichen Palais im barocken Stil. Das um 1760 erbaute Palais Grassalkovich (Grasalkovičov palác) ist die Residenz des Präsidenten der Slowakei, während das benachbarte, wenige Jahre später entstandene Erzbischöfliche Sommerpalais (Letný arcibiskupský palác) der Sitz der Regierung ist. Im 1781 erbauten Primatialpalais (Primaciálny palác), dem heutigen Sitz des Bürgermeisters, wurde 1805 der vierte Frieden von Pressburg unterzeichnet.
Zu den bekanntesten Sakralbauten gehört der gotische Martinsdom (Katedrála svätého Martina) aus dem 13. bis 16. Jahrhundert, in dem von 1563 bis 1830 Könige des Königreichs Ungarn aus dem Hause Habsburg gekrönt wurden. In der Franziskanerkirche (Františkánsky kostol) aus dem späten 13. Jahrhundert wurden im Rahmen der Krönungsfeierlichkeiten ausgewählte Personen zum Ritter geschlagen. Die Sankt-Elisabeth-Kirche (Kostol svätej Alžbety), aufgrund der Farbgebung der Außenfassade auch als „Blaue Kirche“ bekannt, wurde 1907/08 gänzlich im Jugendstil erbaut. Weitere Sakralbauten im Zentrum sind die gotische Klarissenkirche (Kostol klarisiek) aus dem 14. Jahrhundert mit einem fünfseitigen Turm und die heute als Konzert- und Theatersaal dient, die barocke Trinitarierkirche (Kostol trinitárov) aus dem 18. Jahrhundert mit der Rokokodekoration innen und eine Synagoge im Moderne-Stil aus den Jahren 1923–26, die als einzige von den drei ehemaligen Synagogen erhalten geblieben ist.
Ein Kuriosum ist der restaurierte Teil des unterirdischen (ursprünglich ebenerdigen) jüdischen Friedhofs. Dieser befindet sich am Fuße des Burghügels nahe dem Portal des Straßenbahntunnels;[8] heute befindet sich dahin das Mausoleum des Moses Sofer, ein Wallfahrtsort für Juden aus der ganzen Welt. Einziger Militärfriedhof ist der westlich der Altstadt auf einem Hügel gelegene Slavín, der 1960 zu Ehren der Soldaten der Roten Armee eingeweiht wurde und über einen 39,5 m hohen Obelisken verfügt. Dieser Friedhof ist auch ein beliebter Aussichtspunkt.[9]
Weitere bedeutende Bauwerke aus dem 20. Jahrhundert sind die Neue Brücke (Nový Most) mit einem Scheibenförmigen Restaurant auf dem Pylon in 80 Metern Höhe, der einer umgestülpten Pyramide ähnelnde Hauptsitz des slowakischen Rundfunks und der 200 m hohe Kamzík-Fernsehturm mit einer Aussichtsplattform und einem Drehrestaurant. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts haben Bauwerke wie die Apollo-Brücke und das neue Gebäude des Slowakischen Nationaltheaters das Stadtbild verändert, ebenso einige Bürohochhäuser.
Im Stadtgebiet befinden sich zahlreiche natürliche und künstlich angelegte Seen, von denen die meisten öffentlich zugängliche Naherholungsgebiete sind. Beispiele sind der Štrkovec (Stierau) in Ružinov, der Kuchajda (Kuhheide) in Nové Mesto, Zlaté Piesky und Vajnory-Seen im Nordosten sowie mehrere Seen in Rusovce im Süden. Ein Kuriosum ist der Sandberg in Devínska Nová Ves; er ist von den Gesteinsresten des Tertiärmeers gebildet und ist eine Fundstelle verschiedenen Versteinerungen von Meereslebewesen.
Bevölkerung [Bearbeiten]
Laut der Volkszählung 2001 hatte die Stadt 428.672 Einwohner (für das Jahr 2007 lautet die Schätzung auf 426.927).[13] Die durchschnittliche Bevölkerungsdichte betrug 1.157 Einw./km². Der bevölkerungsreichste der fünf Bezirke ist Bratislava V mit 121.259 Einwohnern, gefolgt von Bratislava II mit 108.139, Bratislava IV mit 93.058, Bratislava III mit 61.418 und Bratislava I mit 44.798. Die größte Ethnie sind die Slowaken mit 391.767 Einwohnern (91,37 %), gefolgt von Magyaren mit 16.541 (3,84 %), Tschechen mit 7.972 (1,86 %) und Deutschen mit 1.200 (0,28 %). Weitere ethnische Gruppen sind Mährer (635 Einw.), Kroaten (614 Einw.), Russinen (461 Einw.), Ukrainer (452 Einw.), Roma (417 Einw.) und Polen (339 Einw.).[14][15] Im Jahr 2001 waren 243.048 Einwohner (56,7 %) Römisch-Katholiken, 24.810 (5,8 %) Lutheraner, 3.163 (0,7 %) Griechisch-Katholiken, 1.918 Calvinisten, 1.827 Zeugen Jehovas, 1.616 Orthodoxe, 748 Juden, 737 Methodisten und 613 Baptisten. 125.729 Einwohner (29,3 %) bezeichneten sich als Atheisten oder machten keine Angaben.[16] Im Mittelalter wurde die Stadt überwiegend von Slowaken bewohnt. In der Neuzeit, bis weit ins 19. Jahrhundert hinein waren die Deutschen die dominierende ethnische Gruppe der Stadt.[17] Gemäß der Volkszählung von 1850/51 hatte Bratislava 42.238 Einwohner. Davon waren 31.509 (74,59 %) Deutsche, 7.586 (17,9 %) Slowaken und 3.154 (7,4 %) Magyaren. Nach dem Österreichisch-Ungarischen Ausgleich von 1867 setzte eine intensive, von der ungarischen Regierung geförderte Magyarisierung ein. 1890 wurden 52.441 Einwohner gezählt, davon 31.404 (59,9 %) Deutsche, 10.433 (19,9 %) Magyaren und 8.709 (16,6 %) Slowaken. Unmittelbar nach der Gründung der Tschechoslowakei wurden im August 1919 36 % Deutsche, 33 % Slowaken, 29 % Magyaren und 1,7 % andere gezählt. 1930 wurden bereits 25 % Deutsche, 33 % Slowaken, 23 % Tschechen, 16 % Magyaren und 3,833 % Juden gezählt, d. h. die Bevölkerungsstruktur wurde vor allem durch Zuzug von Tschechen und Erfassung von Juden verändert. Die Gründung der ersten slowakischen Republik im Jahr 1939 hatte die Ausweisung vieler Tschechen und Juden zur Folge. Vor dem Kriegsende wurden zudem die meisten deutschen Einwohner von den deutschen Behörden evakuiert und die wenigen verbliebenen deutschen, teilweise auch ungarischen Einwohner wurden später auf Grundlage der Beneš-Dekrete vertrieben. Dadurch verlor die Stadt ihren multikulturellen Charakter. Seit den 1950er Jahren bilden die Slowaken die dominierende ethnische Gruppe mit einem Anteil von über 90 %.[17] Nach der Samtenen Revolution 1989/90 und dem Fall des eisernen Vorhangs gewann die deutsche Sprache aufgrund der Lage der Stadt an der Sprachgrenze sowie auch aus wirtschaftlichen und touristischen Gründen wieder an Bedeutung. Die Öffnung nach Westen führte auch zu einem Einzug des Englischen in alle Lebensbereiche. Siehe hierzu auch die Tabelle im Artikel Geschichte Bratislavas.
Politik und Verwaltung [Bearbeiten] Sitz des Nationalrats der Slowakischen Republik bei Burg Bratislava Die Stadt ist Sitz des Nationalrats der Slowakischen Republik (Národná rada Slovenskej republiky), des Präsidenten, der Ministerien, des Obersten Gerichts (Najvyšší súd) und der Nationalbank der Slowakei (Národná banka Slovenska). Bratislava ist Hauptstadt des Landschaftsverbandes Bratislavský kraj mit rund 560 000 Einwohnern sowie Sitz zahlreicher diplomatischer Vertretungen.
Die gegenwärtige Struktur der Stadtverwaltung existiert seit 1990. Sie besteht aus dem Oberbürgermeister (primátor), dem Stadtrat (Mestská rada), der Stadtvertretung (Mestské zastupiteľstvo), den Kommissionen der Stadtvertretung (Komisie mestského zastupiteľstva) und dem Magistrat (Magistrát). Der Oberbürgermeister ist das oberste Organ der Exekutive, residiert im Primatialpalais und wird für eine vierjährige Amtszeit gewählt. Amtierender Oberbürgermeister ist Andrej Ďurkovský, der im Dezember 2006 als Kandidat der liberal-konservativen KDH-SDKÚ–DS-Koalition zum zweiten Mal gewählt wurde.[18]
Die Stadtvertretung ist die Legislative der Stadt. Er tritt üblicherweise einmal im Monat zusammen und besteht aus 80 Abgeordneten, die für vier Jahre gewählt werden. Zahlreiche Aufgaben der Legislative werden in ihrem Auftrag von den Kommissionen der Stadtvertretung wahrgenommen. Der 28-köpfige Stadtrat besteht aus dem Oberbürgermeister und seinen Stellvertretern, den Bürgermeistern der einzelnen Stadtteile und bis zu zehn Mitgliedern der Stadtvertretung. Der Stadtrat ist einerseits Aufsichtsorgan der Stadtvertretung, andererseits Beratungsorgan des Oberbürgermeisters. Sitzverteilung in der Stadtvertretung [Bearbeiten] Das Primatialpalais, Sitz des Oberbürgermeisters
Gebäude des Magistrats (Neues Rathaus) Die letzten Kommunalwahlen fanden im Dezember 2006 statt; die KDH-SDKÚ–DS-Koalition hat die meisten Stimmen bekommen. Die nächsten Wahlen werden im Jahr 2010 stattfinden (mit 45 Sitzen zu vergeben). Die Ergebnisse der letzten zwei Wahlen (beide 80 Abgeordnete):[19][20] Stadtgliederung [Bearbeiten] Administrativ wird Bratislava in fünf Bezirke (okresy) unterteilt: Bratislava I im Stadtzentrum, Bratislava II im Osten, Bratislava III im Nordosten, Bratislava IV im Westen und Norden sowie Bratislava V im Süden auf der rechten Seite der Donau. Die Selbstverwaltung ist in 17 Stadtteile (mestské časti) unterteilt, die alle über einen eigenen Bürgermeister und eine eigene Lokalvertretung (miestne zastupiteľstvo) verfügen. Die Größe der Lokalvertretung hängt jeweils von der Größe und der Bevölkerungszahl des Stadtteils ab. Jedes der Stadtteile entspricht einer der 20 Katastralgemeinden (katastrálne územie), es gibt allerdings zwei Ausnahmen: Nové Mesto ist weiter unterteilt in die Katastralgemeinden Nové Mesto und Vinohrady, während Ružinov weiter in Ružinov, Nivy und Trnávka unterteilt ist. Nachfolgend eine Aufstellung der fünf Bezirke und 17 Stadtteile. Deutsche Bezeichnung in Klammern, soweit vorhanden bzw. bekannt: Karte mit den Bezirken und Stadtteilen Bratislavas Stadtteile von Bratislava OkresStadtteilweitere Unterteilung Bratislava I Staré Mesto (Altstadt)- Bratislava II Ružinov (Rosenheim)Nivy (Mühlau), Ostredky, Pošeň (Poschen), Prievoz (Oberufer), Trávniky, Štrkovec (Stierau), Vlčie hrdlo (Wolfsdrüssel), Trnávka (Dornkappeln) Vrakuňa (Fragendorf)Dolné hony, Ketelec, Lieskovec Podunajské Biskupice (Bischdorf)- Bratislava III Nové Mesto (Neustadt)Ahoj (Rössler), Jurajov dvor (Georgshof), Koliba (Strohhütte), Kramáre (Kramer Berg), Mierová kolónia, Pasienky/Kuchajda (Kuhweiden, Kuhhaide), Vinohrady (Weinberge) Rača (Ratzersdorf) Krasňany, Rača (Ratzersdorf), Východné Vajnory (Weinern)
Bratislava IV Karlova Ves (Karlsdorf)Dlhé diely (Langetheile), Kútiky, Mlynská dolina (Mühltal), Rovnice Dúbravka (Kaltenbrunn, Kaltendörfl)Podvornice, Záluhy, Krčace Lamač (Blumenau, Lamatsch)Podháj (Hay, Raagers Hauffen), Rázsochy Devín (Theben)
Devínska Nová Ves (Theben-Neudorf)Devínske Jazero (Thebensee), Kostolné, Podhorské, Paulinské, Sídlisko Stred, Vápenka Záhorská Bystrica (Bisternitz)- Bratislava V Petržalka (Engerau) Dvory, Háje, Janíkov dvor (Antonienhof), Lúky, Ovsište (Habern), Kopčany (Kittsee), Zrkadlový háj (Spiegelhagen), Starý háj (Alte Au) Jarovce (Kroatisch-Jahrndorf, Horvát-Járfalu)- Rusovce (Karlburg, Oroszvár)- Čunovo (Sarndorf, Dunacsún)- Symbole [Bearbeiten] Die Flagge Bratislavas Die Symbole Bratislavas sind das Wappen, die Flagge und das Siegel. Das Wappen ist seit 1436 in Gebrauch, als Kaiser Sigismund von Luxemburg der Stadt das Recht gewährte, ein eigenes Wappen zu führen. Es zeigt in Silber auf rotem Hintergrund eine dreitürmige Festung mit einem Tor in der Mitte. Auf jedem der drei Türme sind je zwei goldene Kuppeln abgebildet, das Tor weist ein halb hochgezogenes Fallgitter auf. Das Wappen zeigt entgegen einer weitverbreiteten Meinung weder die Burg Bratislava noch eines der ehemals vier mittelalterlichen Stadttore. Vielmehr ist es einfach eine symbolische Abbildung einer mittelalterlichen Stadt.[21]
Die Flagge besteht aus zwei gleich breiten, waagerechten Streifen, die obere ist weiß, die untere ist rot. Das Verhältnis der Höhe zur Länge ist 2 : 3 und die Flagge wird mit einem Einschritt beendet, der bis zum Drittel der Länge greift. Das Siegel wird vom Wappen mit der Zirkelschrift "pečať mesta Bratislavy" (Siegel der Stadt Bratislava) auf slowakisch und lateinisch gebildet.[22] Partnerstädte [Bearbeiten] Bratislava unterhält Partnerschaften mit folgenden Städten:[23] Hochhäuser im Stadtviertel Nivy Der Bratislavský kraj ist die wohlhabendste und wirtschaftlich prosperierendste Region der Slowakei. Obschon sie die kleinste aller acht Regionen ist und am zweitwenigsten Einwohner hat, erwirtschaftet sie fast 25 % des slowakischen Bruttoinlandsprodukts (BIP).[24] Das BIP pro Kopf (Kaufkraftparität) lag 2005 bei 33.124 € und betrug damit 147,8 % des EU-Durchschnitts. Nach Prag ist Bratislava somit die zweitreichste Region derjenigen Länder, die der EU 2004 und 2007 beitraten.[25] Im Januar 2009 betrug die erfasste Arbeitslosenquote in Bratislava 1,99 %,[26] und der durchschnittliche Bruttolohn lag in 2008 bei 943,5 € (slowakischer Durchschnitt: 723,03 €).[27] Viele Regierungsinstitutionen und Privatunternehmen haben ihren Hauptsitz in Bratislava. Mehr als 75 % der Erwerbstätigen sind im Dienstleistungssektor beschäftigt, der sich hauptsächlich aus Handel, Banken, Informationstechnik, Telekommunikation und Tourismus zusammensetzt; der ganze Tertiärsektor macht fast vier Fünftel der regionalen Wirtschaft aus. Der Sekundärsektor bildet rund 20 %; wichtigste Zweige sind die Automobil- und Chemie-, dann die Maschinenbau-, Lebensmittel- und elektrotechnische Industrie. Die Landwirtschaft hat nur eine Anzahl von 1 %.[28]
Der Automobilhersteller Volkswagen betreibt seit 1991 in Bratislava eine Fabrik (vorher hatte sie andere Besitzer). Das Gelände liegt nordöstlich von Devínska Nová Ves unweit der Autobahn Richtung Prag. Zurzeit konzentriert sich die Produktion auf die Herstellung von Sport Utility Vehicles und Getrieben. In Bratislava wird der VW Touareg hergestellt, teilweise auch der Porsche Cayenne und der Audi Q7. Im Jahr 2007 wurden insgesamt 248.378 Fahrzeuge hergestellt.[29] In den letzten Jahren erleben insbesondere Dienstleistungs- und Hightech-Unternehmen einen Aufschwung. Zahlreiche Weltkonzerne, darunter IBM, Dell, Lenovo, AT&T, SAP, Qimonda und Accenture haben in Bratislava Servicezentren eröffnet oder planen dies in naher Zukunft. Gründe für den vermehrten Zuzug multinationaler Unternehmen sind unter Anderem die Nähe zu den westeuropäischen Märkten, gut ausgebildete Mitarbeiter und die hohe Dichte an Universitäten und Forschungseinrichtungen. Beispiele weiterer Großunternehmen mit Sitz in Bratislava sind Slovak Telekom, Orange Slovensko, Telefónica O2 Slovakia, Slovenská sporiteľňa, Tatra Banka, Doprastav, Hewlett-Packard Slovakia, Slovnaft, Henkel Slovensko, Slovenský plynárenský priemysel, Kraft Foods Slovakia, Whirlpool Slovakia, Železnice Slovenskej republiky und Tesco Slovakia. Seit den 1980ern wurden in Bratislava zahlreiche bedeutende Bauprojekte verwirklicht oder sind in Planung.[30] Zu den Gebieten mit reger Bautätigkeit gehören um das Jahr 2007 das Donauufer, die Umgebung des Hauptbahnhofs, das ehemalige Industriegebiet bei der Altstadt sowie die Stadtteile Petržalka, Nové Mesto und Ružinov. Tourismus Anlegestelle des Twin City Liners an der Donau
Ein wichtiger Wirtschaftszweig ist der Tourismus. Im Jahr 2006 verfügte Bratislava über 77 kommerzielle Übernachtungsmöglichkeiten (davon 45 Hotels) mit einer Kapazität von 9.940 Betten. Die Stadt verzeichnete Übernachtungen von 735.138 Besuchern, davon 482.548 Ausländern. Insgesamt waren 1.461.091 Logiernächte zu verzeichnen (Stand 2007). Ein bedeutender, nicht näher bezifferbarer Anteil der Besucher sind jedoch Tagestouristen, meist in Zusammenhang mit einem Besuch in Wien oder Budapest. Den größten Anteil ausländischer Besucher stellen nacheinander Tschechien, Deutschland, Großbritannien, Italien, Polen, Österreich, Frankreich, die USA, Japan und Ungarn.[35][36]
Neben anderen Faktoren trägt vor allem die Tatsache, dass Bratislava zunehmend ein Ziel von Billigfluggesellschaften (allen voran SkyEurope) ist, dazu bei, dass hauptsächlich Besucher aus Großbritannien hier immer öfter Stag Partys abhalten. Diese machen einen spürbaren Anteil der Tourismusbranche aus, doch stoßen kulturelle Differenzen und im Alkoholrausch verübter Vandalismus bisweilen auf wenig Verständnis.[37] .[39]
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