1.Autor
Hans Theodor Woldsen Storm wurde am 14. September 1817 in Husum geboren. Er besuchte zuerst die Gelehrtenschule in Husum. Dann ging er auf ein Gymnasium in Lübeck. Später studierte er 5 Jahre Jura auf den Universitäten Kiel und Berlin.
Nach dem Studium kehrte er nach Husum zurück und arbeitete dort als Rechtsanwalt.
Storm schrieb Gedichte, Märchen, Erzählungen aber vor allem Novellen. Zu seinem Werk gehören z. B.: „Immensee“ (1849), „Pole Poppelspäler“ (1874), „Aquis Submersus“ (1876).
1888 schrieb er sein letztes und erfolgreichstes Werk, die Novelle „Der Schimmelreiter“. Noch im gleichen Jahr erlag er einer schweren Erkrankung und starb am 4. Juli 1888.
2.Entstehungsgeschichte
Die Novelle basiert auf einer westpreußischen Sage von einem gespenstischen Reiter, die in einer Wochenzeitung abgedruckt worden war. Theodor Storm verlegte die Handlung in die ihm besser vertraute Nordseeküste. Die Erzählung geht so genau auf die Beschreibung der Handlungsorte ein, dass der Vergleich mit der Landschaft nördlich von Husum nahegeliegt. Die Beschreibung des Volkershofes läßt den Vergleich mit dem Deichgrafenhof der Familie Iwersen-Schmidt in Lundenberg zu. Mit dieser Familie war der Autor befreundet.
Um seine Titelfigur besser zu gestalten, musste sich Storm nicht nur mit den Sagen und Überlieferungen befassen, sondern er hat sich auch über „allerlei Technisches in Deichsachen“ erkundigt, und zwar bei dem Deichbauinspektor Eckermann.
3.Inhaltsangabe
Ein alter Mann erinnert sich, dass er als Kind eine Geschichte von einem Reisenden, der auf einem Deich einen gespenstischen Reiter sah, in einer Zeitschrift gelesen hat. In einem Wirtshaus erzählte dem Reisenden der Schulmeister die Geschichte von Hauke Heien, dem Schimmelreiter, einem ehrgeizigen Mann, der durch die Heirat der Tochter des Deichgrafen zu dessen Nachfolger wurde. Er entwickelte einen Plan einen neuen Deich zu bauen, welchen er mit der Unterstützung seiner Frau, aber trotz des Widerstandes der abergläubischen Dorfbewohner auch verwirklicht. Sein größter Feind dabei war Ole Peters, der zuerst als Großknecht bei dem alten Deichgrafen gearbeitet hatte, später zu Deichbevollmächtigter wurde. Nach dem Tod seiner Frau und Tochter, die bei einem Gewitter in den Fluten umkommen, stürzt er sich mit seinem Schimmel selbst darin und erfüllt damit den Wunsch der Dorfbewohner, dass ein Lebewesen im Deich begraben sein sollte.
4.Interpretation
In diesem Werk wird besonders gut der Aberglauben der Menschheit gezeigt. Neben den Figuren spielt eine der Hauptrollen auch die Natur, die handelnd und bewegend in das Leben der Menschen eingreift; das Meer als elementarer Widersacher des Menschen, prägt die Grundstimmung der Erzählung. Die Deiche als Symbol des Kampfes des Menschen mit der Natur spielen eine zentrale Rolle.
Hauke ist ein Mensch im Kampf mit dem Schicksal: Erstmals kämpft er gegen die kraftvollen Gewalten der Natur, er versucht die Naturgewalten unter die Kontrolle zu bringen, indem er ein neues, sichereres Deich bauen will, das einerseits Schutz bietet und andererseits neues Land gewinnen soll. Der zweite Kampf ist der Konflikt mit den Dorfbewohnern, die nur auf ihr Altes und Bewährtes vertauen, und alles Neue ablehen. Der dritte Kampf ist der eigentliche Kampf mit dem Schicksal: die Krankheit seiner Frau und die Geburt seiner schwachsinniger Tochter Wienke. Das Schicksal bringt ihn ums Leben in dem Augenblick, als er seine Famile verliert.
Die soziale Isolierung Hauke Haiens hat noch andere Gründe. Sein rationales Denken verbietet es ihm, den Aberglauben der Dorfgemeinschaft zu akzeptieren. Immer wieder sehen die Bauern Zeichen, die sie als Vorboten von Unheil deuten, die nichts Gutes ahnen lassen. Auch Hauke Haien scheint ihnen immer mehr verdächtig. Zum einen ist da die mysteriöse Herkunft seines Schimmels, von dem sich die Dorfbewohner erzählen, er sei des Teufels. Einer der Knechte Haukes glaubt, dass der Schimmel, den er reitet, ein von Jeverssand auferstandenes Gerippe ist, in dem der Teufel steckt. ,,... weißt du, das Pferdsgeripp auf Jeverssand! ... Es ist gar nicht mehr da. ... Es steht in unserem Stall; da steht's, seit es nicht mehr auf der Hallig ist.“ Zum anderen ist da der Hund, den Hauke vor dem Eingraben in den Deich rettet „... war Hauke schon in die Kluft gesprungen und hielt das kleine, winselnde Tier in seinem Arm;“.
Tragischerweise erfüllt sich der Wunsch des Volkes doch. Ausgerechnet Hauke erfüllt die Prophezeihung. Durch seine Schuld kommt seine Familie um. Er stürzt sich mit seinem Schimmel in der Sturmflut freiwillig in das Loch im Deich und gibt den Leuten so das Opfer, das ihr Aberglaube verlangt hat.
Nach seinem Tod wurde Hauke Haien zum mysteriösen Schimmelreiter. Hier versteckt sich die Ironie, das Tragikomische der Novelle: Hauke, der zu Lebzeiten mit dem Aberglauben nichts zu tun haben wollte, wird nun von den Dorfbewohnern zum Mythos gemacht.
Hauke beleidigt Gott mehrmals. In gewisser Weise erinnert der Schimmelreiter an die griechische Sagenwelt. Auch bei Hauke finden wir die Hybris. Die Hybris bezeichnet eine Selbstüberhebung, die sich, vor allem unter Berufung eines göttlich gerechten Zorns, der Nemesis, rächen muss. Die Hauptfigur ignoriert in ihrer Überheblichkeit Befehle und Gesetze der Götter, was unvermeidlich zu ihrem Fall und Tod führt.
5.Personenbeschreibung
-Hauke Haien
Er ist sehr intelligent, hochbegabt, ehrgeizig und selbstbewusst: „...aber den Euklid hatte er allzeit in der Tasche, und wenn die Arbeiter ihr Frühstück oder Vesper aßen, saß er auf seinem umgestülpten Schubkarren mit dem Buche in der Hand.“. Seine Zielstrebigkeit beweist er im Kampf um den neuen Deich, wo Hauke eigentlich das ganze Dorf gegen sich hat. Hauke denkt logisch und hält nichts vom Aberglauben, er ist gegen die alte Traditionen. Er ist liberal, fortschrittlich, offen für Neues. Er wartet nicht darauf, was ihm das Schicksal bringen wird, sondern er fordert es heraus und gestaltet es selber, indem er alles bekämpft, was ihm im Wege steht. Hauke hat sich das Rechnen selbst beigebracht, nur mit hilfe von zwei Bücher, dem Euklid und dem Wörterbuch; mit Vaters Hilfe bekam er die Stelle des Kleinknechtes beim Deichgrafen dem er später auch im Haus behilflich war; er heiratete das Mädchen das er liebte; auf seinen Anlass begann man mit dem Bau des neuen Deiches; er fürchtet sich nicht den Menschen zu widersprechen und seine Meinung durchzusetzen.
- Elke
Elke ist Haukes Ehefrau. Sie ist eine kluge Frau, immer hilfsbereit und bringt den ehrgeizigen Plänen Haukes viel Verständnis entgegen, obwohl dieser wenig Zeit für sie hat. Sie sehen sich nur wenig, denn Hauke verbringt den ganzen Tag am Deich. „so sahen sich die beiden Eheleute, außer am Sonntag, wo Kirchgang gehalten wurde, meist nur bei dem von Hauke eilig besorgten Mittagessen und beim Auf- und Niedergang des Tages“.
- Ole Peters
Ole ist der Großknecht des alten Deichgrafen und wird von diesem sehr geschätzt. Deshalb ist er auch wütend, als der Kleinknecht Hauke die rechte Hand des Deichgrafen wird und die Drecksarbeiten an ihm hängenbleiben. Später wird er Deichbevollmächtigter als Nachfolger von Jewe Manners. Ole Peters ist die einzige Figur, die sich kompromisslos als „böse“ identifizieren läßt. Er lässt keine Gelegenheit aus, um Hauke zu schaden. „Trotzdem verstand er es, Arbeiten für ihn auszusuchen, die seinem noch nicht gefesteten Körper hätten gefährlich werden können...“ Er ist eifersüchtig auf Hauke und redet schlecht über ihn. „Hol der Teufel den verfluchten Schreiberknecht!“
6.Aufbau
Storms "Schimmelreiter" ist in drei Rahmen unterteilt. Im ersten Rahmen, dem äusseren, welcher sich 1888 abspielt, erzählt Storm, was er vor einem halben Jahrhundert im Hause seiner Grossmutter in alten Zeitschriften gelesen hat.
Im zweiten, inneren Rahmen, erzählt der damalige Erzähler, der um 1830 bei starkem Unwetter auf einem nordfriesischen Deich entlang ritt, dass er eine Gestalt auf einem Schimmel reiten sah. In einem nahen Wirtshaus findet der Erzähler, der Reiter, vor dem Unwetter Unterschlupf, und die Leute erzählen ihm erschrocken, das sei der Schimmelreiter gewesen. Der alte Schulmeister fängt dann an, die Geschichte über ihn zu erzählen.
Der Schulmeister ist es also, der die eigentliche Geschichte des „Schimmelreiters“ erzählt. Sie wird in der Innenhandlung wiedergegeben, die sich wahrscheinlich um 1750 abgespielt hat. Mehrmals unterbricht der Schulmeister seine Erzählung und macht eine Pause, wobei das Erstaunen der Zuhörer steigt. Dadurch wird die Geschichte in einzelne Lebensabschnitte Hauke Haiens gegliedert. Der Höhepunkt der Geschichte wird dadurch spannender und fesselnder.
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Theodor Storm: Der Schimmelreiter
Dátum pridania: | 10.07.2007 | Oznámkuj: | 12345 |
Autor referátu: | mykka | ||
Jazyk: | Počet slov: | 1 370 | |
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