Niels Bohr biographie
Dänischer Physiker, geboren 07.10.1885 in Kopenhagen, gestorben 18.11.1962 in Kopenhagen. Niels Bohr war einer der bedeutendsten Atom- und Kernphysiker des 20. Jahrhunderts. Bohr war ab 1911 Mitarbeiter von Ernest Rutherford am Cavendish Laboratory in Cambridge (England), 1914 Dozent an der Universität Manchester, ab 1916 Professor für theoretische Physik an der Universität in Kopenhagen (seit 1920 Direktor des Instituts). Er entwickelte 1913 auf der Grundlage der Erkenntnisse Rutherfords, Plancks und Einsteins das nach ihm benannte Bohrsche Atommodell. Sein Modell des Atoms konnte die Spektrallinien des Wasserstoffs erklären und war grundlegend für die weitere Entwicklung der Physik.
Sein "Korrespondenzprinzip", 1918 veröffentlicht, markierte den Beginn der Quantenmechanik, die sich ab dem Ende der Zwanzigerjahre entwickelte. Das Korrespondenzkonzept besagt, dass die Beschreibung eines Systems nach der klassischen Physik einen Grenzfall der quantenphysikalischen Beschreibung darstellt. Mit Hilfe dieses Prinzips lieferte Bohr den physikalischen Zusammenhang zwischen der klassischen Mechanik und der Quantenmechanik sowie der Quantentheorie. 1921 erweiterte Bohr sein Atommodell und lieferte eine Erklärung für den Aufbau des Periodensystems der chemischen Elemente. Bohr sah die Atomhülle aufgebaut aus Elektronenschalen an. 1922 erhielt Niels Bohr den Nobelpreis für seine Arbeiten über den Aufbau des Atoms und atomare Strahlung. 1927 formulierte Bohr das so genannte Komplementaritätsprinzip, das besagt, dass je nach Experiment subatomare Systeme zwar durch verschiedene, einander ausschließende Modelle - wie Teilchen oder Wellen - dargestellt werden können, dass aber für eine vollständige Beschreibung des Phänomens beide nötig sind. Ein einheitliches und widerspruchsfreies Verständnis der Natur sei unmöglich. Diese Vorstellung wurde von Planck, Einstein u.a. nie ganz akzeptiert und wird auch heute noch oft in Frage gestellt. Im Prinzip besteht sie aber bis heute fort. In den 30er Jahren widmete sich Bohr der Kernphysik und entwickelte zwei Kernmodelle. Die Kernspaltungsversuche von Meitner, Hahn und Straßmann ließen ihn die richtigen Schlüsse für die Möglichkeiten der Energiegewinnung durch Kernspaltung von Uran ziehen. Nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs blieb Bohr zunächst in Dänemark, selbst als die Deutschen 1940 Dänemark besetzten.
Aufgrund seines Ansehens gelang es ihm, einige seiner Kollegen vor der Verfolgung zu bewahren und ihnen zur Flucht zu verhelfen; Bohr lehnte es strikt ab, mit den Nazis zu arbeiten. Erst als er 1943 erfuhr, dass er verhaftet werden sollte, floh er mit seiner Familie nach Schweden und anschließend über England in die USA. In den USA war er am sogenannten "Manhattan Project", der Entwicklung der Atombombe, beteiligt, wenn auch eher marginal. Bohr sprach sich gegen den Abwurf der Bombe aus und versuchte noch während des Krieges Roosevelt und Churchill dazu zu bewegen, der Sowjetunion alle Informationen über die Atombombenentwicklung mitzuteilen, um einen atomaren Wettlauf zu verhindern. Churchill lehnte diesen Vorschlag jedoch rundweg ab.
Nach dem Krieg kehrte Bohr nach Dänemark zurück, 1955 nahm er seinen Abschied von der Universität Kopenhagen. Er engagierte sich gegen Atomwaffen und schrieb 1950 einen "offenen Brief" an die Vereinten Nationen und erhielt 1957 - unter vielen anderen Auszeichnungen - den "Atoms for Peace Award". Er setzte sich aktiv für die internationale wissenschaftliche Zusammenarbeit ein und war an der Gründung des europäischen Atomforschungszentrum (CERN) in Genf beteiligt.
|