V. S. Naipaul biographie
V.S. Naipaul - Stilist und Zyniker
Der 69-jährige V.S. Naipaul gilt als bedeutendster englichsprachiger Reiseschriftsteller. Mit seiner kühlen, distanzierten Art, über die Dritte Welt zu berichten, trug er sich den Ruf eines arroganten Zynikers und Imperialisten ein.
Trotz aller Beschimpfungen wurde Naipaul seit Jahrzehnten als Kandidat für den Nobelpreis gehandelt. Am Donnerstag verlieh ihm die Schwedische Akademie nun endlich den Literaturpreis "für seine Werke, die hellhöriges Erzählen und unbestechliches Beobachten vereien und uns zwingen, die Gegenwart verdrängter Geschichte zu sehen". Naipaul kam auf Trinidad in der Karibik zur Welt. Sein Großvater war als Vertragsarbeiter aus dem indischen Uttar Pradesh auf die Insel gekommen. Mit 18 Jahren ging Naipaul, der seine Vornahmen Vidiadhar Surajprasad stets abkürzt, nach England. Er studierte in Oxford, wurde Literaturrezensent und BBC-Mitarbeiter - doch dann, mit 23 Jahren schon, Schriftsteller, wie er es seinem Vater einmal versprochen hatte. In den ersten drei Werken beschäftigte sich Naipaul mit seiner Jugendzeit. Der Durchbruch kam 1961 mit dem Roman "Ein Haus für Mr. Biswas" über das Leben seines Vaters, eines Druckers und Provinzjournalisten. Danach folgten Reiseberichte aus Indien, Afrika und den islamischen Ländern. Sie zeichnen sich vor allem durch feine Ironie und Naipauls brillante Beobachtungsgabe aus. In Deutschland fanden neben "Mr. Biswas" vor allem der Roman "An der Biegung des großen Flusses" und die Reiseberichte "Indien, ein Land des Aufruhrs" und "Eine islamische Reise" Beachtung.
Literatur-Nobelpreis an V.S. Naipaul
Den Nobelpreis für Literatur erhält in diesem Jahr der Brite Sir Vidiadhar Surajprasad Naipaul, 69. Der Autor von mehr als 20 Werken gilt als bedeutendster englischsprachiger Reiseschriftsteller. Die Schwedische Akademie begründete die Entscheidung damit, dass der in Trinidad geborene Autor in seinem Werk "hellhöriges Erzählen und unbestechliches Beobachten vereine". Naipaul sei ein "literarischer Weltenumsegler" und "eigentlich nur bei sich selbst zu Hause, in seinem unnachahmlichen Ton". Seinen Durchbruch schaffte Naipaul vor 30 Jahren mit dem Roman "Ein Haus für Mr. Biswas", in dem er das Leben seines Vaters beschrieb. Die Auszeichnung, die von der Schwedischen Akademie jährlich verliehen wird, ist mit umgerechnet zwei Millionen Mark dotiert. Naipaul ist über viele Jahre hinweg immer wieder als Nobelpreis-Kandidat genannt worden.
Er selbst hatte es fast aufgegeben, doch noch an die Verleihung zu glauben. In Deutschland sind seine Romane bei verschiedenen Verlagen erschienen, unter anderen bei Kiepenheuer & Witsch und Hoffmann und Campe. Die Taschenbuchausgaben sind durchgehend beim dtv erschienen und zumeist auch lieferbar. Alle Verlage, die Rechte an den Büchern von Naipaul halten, versicherten, dass sie sofort neue Auflagen in Auftrag geben werden. "Naipaul stand seit Jahren auf der Liste und hatte es zuletzt schwer, in Deutschland Leser zu finden", sagte der Geschäftsführer vom Verlag Hoffmann & Campe, Rainer Moritz, auf der Frankfurter Buchmesse. "Wir hoffen, dass er damit den Schub bekommt, den er verdient."
Der designierte Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Dieter Schormann, bezeichnete die Verleihung an Naipaul als "überraschende, aber sehr gute Wahl". "Bei den vielen Namen, die auf der Liste der möglichen Preisträger standen, war Naipaul nicht gerade in der ersten Reihe", sagte Schormann der Nachrichtenagentur dpa. Auch der ehemalige Kulturstaatssekretär Michael Naumann zeigte sich von der Entscheidung der Akademie überrascht. Naipaul sei zwar "einer der bekanntesten Schriftsteller der Welt", sagte Naumann auf der Frankfurter Buchmesse. Er persönlich hätte aber einen amerikanischen Autor wie Thomas Pynchon, Philip Roth oder John Updike für die bessere Wahl gehalten. Spekulationen hatte es im Vorfeld viele gegeben: Neben den Namen von US-Romanciers wie Philip Roth, Norman Mailer und Joyce Carol Oates war auch der schwedische Lyriker Tomas Tranströmer als potenzieller Preisträger gehandelt worden. Auch die Rocklegende Bob Dylan war immer wieder genannt worden. Im vergangenen Jahr hatte der Chinese Gao Xingjian die begehrte Auszeichnung erhalten.
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