Japan
Japan
Fläche: 377)801 km2
Einwohner: 124,491 Mio.
Hauptstadt: Tokio
Amtssprache: Japanisch
Nationalfeiertag: 23.)12.
Währung: 1)Yen (Ą))= 100 Sen
Zeitzone: MEZ)+ 8)Std.
Japan (Nippon, amtlich japanisch in lat. Buchstaben Nihon), Staat in Asien, umfasst die zw. Ochotskischem und Ostchin. Meer vor der asiat. Festlandküste gelegene Inselkette, mit den Hauptinseln Honshú, Hokkaido, Kyúshú und Shikoku einschließlich der Ryúkyúinseln.
Staat und Recht:
Parlamentar. Monarchie; Verfassung von 1947 (zuletzt 1994 geändert). Staatsoberhaupt ist der Kaiser (Tenno). Die Exekutive liegt bei der Regierung unter Führung des vom Parlament gewählten Min.-Präs., die Legislative beim Zweikammerparlament: Unterhaus mit 500 (nach der Wahlrechtsreform von 1994: 300 Mandate über Einerwahlkreise, 200 Mandate über elf regionale Parteilisten) auf 4)Jahre, Oberhaus mit 252 auf 6)Jahre (alle 3)Jahre die Hälfte) gewählten Abgeordneten. Die nach den Wahlen von 1993 im Unterhaus vertretenen stärksten Parteien sind die (konservative) Liberal-Demokrat. Partei (LDP), die Sozialdemokrat. Partei (SDP), die Erneuerungspartei Japans (JRP), die Neue Japan-Partei (NJP), die (buddhist.) Partei für eine saubere Politik (Komeito), die Fortschrittspartei (Sakigake), die Demokrat.-Sozialist. Partei (DSP) sowie die Kommunist. Partei Japans (KPJ); die Parteienlandschaft geriet sowohl durch den Austritt zahlr. reformorientierter Politiker aus der LDP (verbunden mit Parteineugründungen) als auch durch den Zusammenschluss mehrerer Parteien (JNP, NJP, Komeito, DSP) zur Neuen Fortschrittspartei (NFP) 1994 unter Kaifu Toshiki in Bewegung.
Landesnatur:
Der jap. Inselbogen, der sich nach S in den Ryúkyúinseln, nach N in den Kurilen fortsetzt, ist die Gipfelreihe eines Gebirgssystems, das über 12)000)m vom Meeresboden aufsteigt. Vulkanismus (36 aktive Vulkane) und Erdbeben (rd. 1)450 Erdbeben/Jahr) haben das Relief entscheidend geprägt. 80)% der Inseloberflächen sind gebirgig; die höchste Erhebung ist der Fuji mit 3)776)m. Große Täler und Ebenen fehlen. Die Küsten sind stark gegliedert. J. hat subpolares Klima im N und subtrop. Monsunklima im S. Rund 70)% der Landfläche sind mit Nadel-, Laub- und Regenwald bestanden. Im südl. J. kommen Bambuswälder vor.
Bevölkerung:
Die Bevölkerung setzt sich überwiegend aus Japanern zusammen, nur auf Hokkaido leben noch rd. 15)000 Ainu. Viele Japaner gehören gleichzeitig mehreren Religionsgruppen an (v.)a. Shintoismus, Buddhismus).
Ballungsgebiete finden sich um Tokio, Yokohama, Ösaka, Nagoya, Sapporo, Kobe und Kyoto.
Wirtschaft, Verkehr:
Gemessen am Bruttosozialprodukt gehört J.)– obwohl es zu den rohstoffarmen Ländern zählt)– zu den führenden Ind.-Staaten der Erde und hat seit 1868, bes. aber nach 1945 einen beispielhaften Aufstieg erlebt. Die rasche ökonom. Entwicklung und der tief greifende Strukturwandel nach dem 2.)Weltkrieg wurden durch öffentl. Förderungsprogramme, durch eine hohe Inlandsnachfrage bei gleichzeitig hoher persönl. Sparquote, durch Technologieimport und hohe Aufwendungen für die Entwicklung eigener Technologien und einen geringen Mitteleinsatz für die Landesverteidigung ermöglicht. Aufgrund der Landesnatur sind nur knapp 15)% der Gesamtfläche landwirtschaftlich nutzbar. Bei äußerst intensiver Bewirtschaftung (höchste Hektarerträge) werden Reis, Obst, Gemüse, Weizen und Sojabohnen angebaut. J. ist eine der bed. Fischereinationen der Erde. Ein weiterer wichtiger Wirtschaftszweig ist die Perlenzucht. An Bodenschätzen werden Kohle, Blei-, Zink-, Kupfer- und Eisenerze sowie Eisensande abgebaut. Führend ist J. v.)a. in den Branchen Schiffbau, Automobilbau, elektrotechn. und chem. Ind. Die jap. Elektrizitätserzeugung ist zu 57)% von Ölimporten abhängig. Das Eisenbahnnetz hat eine Länge von 26)899 km, das Straßennetz von über 1,1 Mio. km. Die wichtigsten internat. Handelshäfen sind Kobe, Yokohama, Nagoya und Ösaka. Die größten internat. ˇ befinden sich in Tokio und Ösaka. Geschichte:
Das Zeitalter des Absolutismus und die Herrschaft der Shogune (600–1868): Bis um 400 n.)Chr. vereinigten sich die jap. Teilstaaten zum Staat Yamato. Der Buddhismus wurde um 600 Staatsreligion; ein 604 verkündeter kaiserl. Kodex gab die theoret. Begründung eines ›Kaisers‹ und ›Himmelssohnes‹ als absolutes, göttlich legitimiertes Staatsoberhaupt. Durch die Taika-Reform (646) wurde der Kaiser (Tenno) alleiniger Eigentümer des gesamten Bodens; an die Stelle des lose gefügten Geschlechterverbandes trat ein straff organisierter kaiserl. Beamtenstaat. 710 wurde die erste ständige Hauptstadt Heijo-Kyo (heute Nara) errichtet (784 nach Nagaoka, 794 nach Heian-Kyo [heute Kyoto] verlegt). Unter Kaiser Kammu (« 781–806) erreichten Macht und Ansehen des Throns ihren Höhepunkt. Bald jedoch wurde die kaiserl. Macht durch den Aufstieg des mit erbl. Landbesitz und steuerfreien Lehen ausgestatteten Hofadels in den Hintergrund gedrängt. Als mächtigste Familie übernahmen die Fujiwara seit Mitte des 9.)Jh. die Vormundschaftsregierung für den Tenno. Die Kaiser versuchten sich der Vormundschaft durch Abdankung zu entziehen und als Exkaiser den Staat zu lenken. Sie waren jedoch auf die Hilfe der Kriegergeschlechter bei militär.
Unternehmungen angewiesen, wodurch diese an Macht gewannen.
Die wichtige Rolle, die die Militäraristokratie aus den Prov. (Bushi oder Samurai) in den Staatsgeschäften zu spielen begann, und das Entstehen einer zentralen Militärbehörde mit weiten Machtbefugnissen im zivilen Bereich (Shogunat) bewirkten gegen Ende des 12.)Jh. grundlegende Veränderungen in der jap. Gesellschaft und ihrer Regierungsform. Zur Umgehung des Hofes errichteten die Shogune (Kronfeldherren) in Kamakura ein neues Militärhauptquartier. Mit der Errichtung des erbl. Tokugawa- oder Edoshogunats (1603–1867) durch Tokugawa Ieyasu (*1542, †)1616) begann eine Friedensperiode, in der Verwaltung und Lehnswesen neu geordnet wurden. Der wirtschaftl. Aufstieg ließ eine städt.-bürgerl. Kultur entstehen. Die Bevölkerung war in vier Stände gegliedert: die schwerttragenden Samurai (Staats- und Kriegsdienst, Priester, Gelehrte, Ärzte, Künstler); Bauern, die ihr Land pachteten und beträchtl. Abgaben zu entrichten hatten; Handwerker; Kaufleute. Den Versuchen auswärtiger Mächte, Zutritt in das Land zu erhalten, setzte J. Widerstand entgegen. Erst als 1853 ein amerikan. Geschwader in der Tokiobucht erschien, war die jap. Regierung zu Verhandlungen bereit. Dem erzwungenen Freundschafts- und Handelsvertrag von Kanagawa (1854) folgten ähnl. Verträge mit den europ. Großmächten. In J. verbreitete sich eine fremdenfeindl. Stimmung, die in schweren Auseinandersetzungen gipfelte.
Von der Meijireform zum 2.)Weltkrieg: Der letzte Shogun trat 1867 zurück; Kaiser Meiji (« 1867/68–1912) bildete eine provisor. Regierung, führte umfassende Reformen durch und verlegte die Hauptstadt 1869 nach Edo (heute Tokio). Mit der Auflösung der Territorialherrschaften entstand an Stelle des Feudalstaates eine absolute Monarchie. Heerwesen, Justiz und Verwaltung wurden nach europ. Vorbild umgestaltet, Technik und kapitalist. Organisationsformen in kürzester Zeit übernommen. Der Schlussstein dieser Meijireform (Meiji ›aufgeklärte Regierung‹) war die Einführung einer neuen Verfassung (1889), die J. zur konstitutionellen Monarchie (jedoch mit noch sehr beschränktem Zensuswahlrecht) machte. 1890 wurde das erste Parlament einberufen. Außenpolitisch verschärften sich die Spannungen mit China bis zum Krieg (1894/95), den J. gewann. China musste u.)a. Taiwan und die Pescadoresinseln abtreten. 1899 wurden die letzten Exterritorialrechte in J. aufgehoben. Nach seinem Sieg im Russ.-Jap. Krieg (1904/05) konnte J. seine Machtposition in O-Asien ausbauen (1910 Annexion Koreas, Einflusszone in der Mandschurei). Im 1.)Weltkrieg erweiterte J. als Verbündeter Großbrit.
seine Außenmärkte und wurde danach Mgl. des Völkerbunds.
1931 kam es auf Betreiben der Militärs zum Mandschureikonflikt; da die Konstituierung des von J. abhängigen Staates Mandschukuo (1932) internat. nicht anerkannt wurde, trat J. am 27. 3. 1933 aus dem Völkerbund aus. Ende 1934 kündigte es das Washingtoner Flottenabkommen zum 31. 12. 1936, erklärte seinen Austritt aus der Londoner Abrüstungskonferenz (15. 1. 1936) und unterzeichnete am 25. 11. 1936 den Antikominternpakt mit Deutschland. Extremist. Offiziere nutzten eine Schießerei zw. chin. und jap. Truppen bei Peking (7. 7. 1937), um China den Krieg zu erklären. 1938/39 kam es zu Zusammenstößen zw. jap. und sowjet. Truppen im mandschur.-mongol. Grenzgebiet. Mit dem Angriff auf Pearl Harbor (7./8. 12. 1941) und der Kriegserklärung an die USA und Großbrit. trat J. in den 2.)Weltkrieg ein. Die jap. Großoffensive kam jedoch in der Seeschlacht bei den Midway Islands (4.–7. 6. 1942) und bei den Kämpfen auf Guadalcanal (bis Febr. 1943) völlig zum Erliegen. Nach Landungen der Alliierten auf Iwo Jima und Okinawa (Febr.–Juni 1945) war der Krieg für J. verloren. Nach den Atombombenabwürfen auf Hiroshima und Nagasaki (6. und 9. 8. 1945) sowie der sowjetischen Kriegserklärung (8. 8. 1945) kapitulierte J. am 14. 8. 1945 bedingungslos und unterstand einer Militärregierung unter dem amerikan. General McArthur.
Japan seit 1945: Die von den USA geforderten Reformen begannen mit einer Rede Kaiser Hirohitos, in der er die altjap. Auffassung von der Göttlichkeit des Kaisers verneinte. 1947 trat eine neue Verfassung in Kraft; die auf amerikan. Druck durchgeführte Demokratisierung wurde durch die Einführung einer parlamentar. Regierungsform vollendet. Bereits 1948 veranlasste die Verschärfung des kalten Kriegs die USA, J. gegen eine mögl. kommunist. Aggression zu stärken. Am 8. 9. 1951 schlossen 48 Nationen (außer der UdSSR) in San Francisco einen Friedensvertrag mit J., der durch einen Sicherheitsvertrag mit den USA (1960 neuer Vertrag; 1972 Rückgabe Okinawas an J.) ergänzt wurde. Nach Beendigung der Okkupationszeit fanden am 1. 10. 1952 erste Wahlen zum Parlament statt. Am 19. 10. 1956 wurde durch eine jap.-sowjet. Erklärung der Kriegszustand zw. beiden Ländern beendet. Im gleichen Jahr wurde J. Mgl. der UN. Das Verhältnis zu China normalisierte sich mit der Aufnahme diplomat. Beziehungen (1970) und der Unterzeichnung eines Friedensvertrages (19. 8. 1978).
Die seit Mitte der 1950er-Jahre regierende LDP verlor infolge ihrer Zerrissenheit und des Lockheed-Bestechungsskandals im Dez. 1976 ihre absolute Mehrheit, die sie jedoch 1980 zurückgewann. Unter Min.-Präs. Nakasone Yasuhiro errang die LDP 1986 einen überwältigenden Wahlsieg, den die Partei nicht nutzen konnte, da die Nachfolger Nakasones, Takeshita Noburo und Uno Sosuke, wegen Skandalen zurücktreten mussten. Nachfolger des 1989 gestorbenen Kaisers Hirohito wurde Kronprinz Akihito (Inthronisation am 12.)11. 1990). 1989–91 war Kaifu Toshiki Min.-Präs., sein Nachfolger Miyazawa Kiichi trat nach Mandatsverlusten der LDP bei den Wahlen vom Juli 1993 zurück. Im Aug. 1993 wurde, nachdem die LDP ihre absolute Mehrheit im Parlament bei Wahlen im Juli verloren hatte, erstmals seit 38 Jahren eine Reg. ohne die LDP gebildet. Als Min.-Präs. einer Koalition aus sieben Parteien wurde der Reformpolitiker Hosokawa Morihiro gewählt, der wegen einer Korruptionsaffäre im April 1994 von dem bisherigen Außen-Min., Hata Tsutomu, abgelöst wurde. Der Rücktritt Hatas nach nur zweimonatiger Amtszeit ermöglichte der LDP im Juni 1994 die Rückkehr zur Reg. in einer Dreierkoalition unter dem Min.-Präs. Murayama Tomiichi (SDP), der im Jan. 1996 durch Hashimoto Ryutaro (LDP) abgelöst wurde.
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