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Ungarn

Ungarn

Fläche: 93)032 km2
Einwohner: 10,512 Mio.
Hauptstadt: Budapest
Amtssprache: Ungarisch
Nationalfeiertage: 15.)3., 20.)8., 23.)10.
Währung: 1)Forint (Ft))= 100 Filler (f)
Zeitzone: MEZ

Ungarn (ungarisch Magyarország), Staat in Europa, grenzt im N an die Slowak. Republik, im NO an die Ukraine, im O an Rumänien, im S an Kroatien, Serbien, im W an Österreich.

Staat und Recht:
Republik; Verfassung von 1949 (1972 und 1989 geändert). Staatsoberhaupt ist der vom Parlament auf 4)Jahre gewählte Staatspräsident. Die Exekutivgewalt liegt beim Ministerrat unter Leitung des Min.-Präsidenten. Legislativorgan ist die Nationalversammlung (386 Abg., für 4)Jahre direkt gewählt). Parteien: Ungar. Sozialist. Partei (MSZP), Ungar. Demokrat. Forum (UDF), Bund freier Demokraten (SZDSZ), Partei der kleinen Landwirte, Landarbeiter und Bürger (FKGP), Bund junger Demokraten (Fidesz). Landesnatur:
U. liegt fast ganz im Bereich des Pannon. Beckens. Das Ungar. Tiefland wird durch das Ungar. Mittelgebirge in das Kleine Ungar. Tiefland und das Große Ungar. Tiefland, das Alföld, gegliedert. Die Donau trennt das Ungar. Mittelgebirge in das Transdanub. (bis 757)m ü. M.) und in das Nordungar. Mittelgebirge (bis 1)015)m ü.)M.). Im W des Landes liegt zw. Plattensee und Donau das Mezöföld. Das Klima ist überwiegend kontinental. In den Gebirgen wächst ein Laubmischwald. Im Großen Ungar. Tiefland, urspr. eine an den Flüssen von Auen- und Moorwäldern durchsetzte Waldsteppe (Puszta), bilden Robinien geschlossene Wälder.

Bevölkerung:
Rd. 94)% der Bevölkerung sind Ungarn (Magyaren). Ethn. Minderheiten sind u.)a. Deutsche, Slowaken, Slowenen, Serben, Kroaten, Rumänen. Rd. 67)% der Bevölkerung sind Katholiken, 25)% Protestanten.

Wirtschaft, Verkehr:
Angebaut werden auf 70)% der Landesfläche insbes. verschiedene Getreidesorten, Reis, Zuckerrüben, Paprika und Tomaten, außerdem Wein und Obst. Daneben findet sich bed. Schweine-, Schaf-, Geflügelzucht. An Rohstoffen verfügt U. über Braunkohle, Erdöl, Erdgas, Eisen- und Uranerz sowie Bauxit. Die Ind. konzentriert sich v.)a. auf den Raum Budapest. Das Eisenbahnnetz hat eine Länge von 7)770 km, das Straßennetz von 29)701 km. Donau und Theiß spielen für den Inlandverkehr kaum eine Rolle. Internat. ˇ ist Budapest.

Geschichte:
Das Königreich Ungarn (bis 1526): Seit 896 besetzten die Magyaren das Pannon.

Becken, assimilierten die hier lebenden Völker (Germanen, Slawen, Dakoromanen u.)a.) und unternahmen Raubzüge in ganz Europa (933 bei Riade, 955 auf dem Lechfeld, 970 vor Byzanz besiegt). Stephan I., der Heilige, ließ sich im Jahre 1000 mit einer von Papst Silvester II. verliehenen Krone (Stephanskrone) zum König krönen. 1091 wurde Kroatien (samt Dalmatien) erobert und 1102 in Personalunion mit U. verbunden. Ab etwa 1150 wurden die Siebenbürger Sachsen angesiedelt. 1239 wurden die Kumanen aufgenommen, was den Mongolen als Vorwand zur Besetzung des Landes (1241/42) diente. Nach dem Aussterben der Arpaden (1301) folgten Herrscher aus verschiedenen Häusern. Sigismund von Luxemburg («)1387–1437, ab 1410/11 auch deutscher König) wandte sich nach der Niederlage gegen die Osmanen bei Nikopolis (1396) stärker der Reichspolitik zu, mit dem Ziel einer europ. Koalition gegen die Osmanen. Aber erst J. Hunyadis Sieg bei Belgrad (1456) bannte die osman. Gefahr für Jahrzehnte. Sein Sohn Matthias I. Corvinus («)1458–90) eroberte Mähren, Schlesien und die Lausitz, Niederösterreich und die Steiermark. 1485 zog er in Wien ein und machte es bis 1490 zu seiner Residenz. Unter seinem Nachfolger, dem Jagellonen Wladislaw II. («)1490 bis 1516), verfiel die Zentralmacht.
Ungarn unter den Osmanen und den Habsburgern (1526–1918): Johann I. Zápolya («)1526–40) konnte mit osman. Unterstützung den Machtbereich seines habsburg. Gegenkönigs Ferdinand I. (« 1526–64) auf Oberungarn (die Slowakei) und einen schmalen Streifen im W des Landes beschränken. Die Mitte des Landes mit Slowenien blieb ab 1541 als Paschalik Buda in osman. Hand. Fürst Stephan Báthory («)1571–86) legte die Grundlagen eines starken siebenbürg. Staates, der über Jahrzehnte eine selbstständige Politik zwischen Wien und der Pforte zu verfolgen vermochte und dessen Unabhängigkeit 1606 von König Rudolf (« 1576–1608) anerkannt wurde. Nach der vergebl. türk. Belagerung Wiens 1683 sowie der raschen Befreiung von U. durch kaiserl. Truppen (1686 Fall Budas, 1697 Sieg bei Zenta) traten die Osmanen im Frieden von Karlowitz 1699 U. mit Ausnahme des Banats, Kroatien und Slawonien an die Habsburger ab. Nach dem ungar. Freiheitskampf 1703–11 (Friede von Sathmar 1711: Sicherung der ungar. ständ. Verfassung) wurde die Unteilbarkeit des Habsburgerreiches gesetzlich festgelegt, indem der ungar. Landtag 1722/23 der Pragmat. Sanktion zustimmte. Die Kolonisation (u.)a. Banater Schwaben) im 18. Jh. ließ die Magyaren im Lande zur Minderheit werden. Die Reformpolitik Josephs)II. (« 1780–90) scheiterte am Widerstand des Adels. Nach einem aus Revolutionsfurcht hervorgegangenen Polizeiregime unter Franz)II.

(« 1792–1835) brach unter dem Eindruck der Revolutionen in Paris und Wien am 15. 3. 1848 in Pest die ungar. Revolution aus, deren führende Gestalt L. Kossuth wurde und die mit russ. Hilfe im Aug. 1849 erstickt wurde. Das um Siebenbürgen, Kroatien mit Slawonien und das Banater Gebiet verkleinerte U. wurde nun nach dem Muster eines österr. Kronlandes regiert. 1867 wurde der Gesamtstaat Österreich durch den österr.-ungar. Ausgleich in die österr.-ungar. Monarchie (Österreich-Ungarn) umgewandelt. Der kroat.-ungar. Ausgleich vom Juni 1868 regelte das Verhältnis zu Kroatien mit Slawonien; die Union Siebenbürgens mit U. wurde im Dez. 1868 endgültig vollzogen. Das Banat war bereits 1860 wieder an U. gekommen. Für die Zukunft folgenschwer wurde die nun einsetzende Magyarisierungspolitik. Die Republik Ungarn und die Restauration (1918–45): Die Niederlage im 1. Weltkrieg führte zur Ausrufung der Republik am 16. 11. 1918. U. musste weite Gebiete im S und O des Landes räumen. Kroatien-Slawonien hatte bereits am 29. 10. die staatsrechtl. Verbindung mit U. gelöst. Der Budapester Arbeiterrat proklamierte am 21. 3. 1919 die Räterepublik (bis 1. 8. 1919) unter B. Kun. Die im Jan. 1920 gewählte Nationalversammlung wählte am 1. 3. 1920 M. Horthy zum Reichsverweser. Der Friedensvertrag von Trianon wurde am 4. 6. 1920 unterzeichnet. U. verlor 68)% seines früheren Staatsgebietes und 59)% seiner früheren Bevölkerung, darunter 3)Mio. Magyaren. Die Nationalversammlung sprach am 6. 11. 1921 die Thronenthebung der Habsburger aus. Die Wiener Schiedssprüche von 1938/40 und die Teilnahme am Angriffskrieg gegen Jugoslawien 1941 brachten U., das am 20. 11. 1940 dem Dreimächtepakt beigetreten war, einen Teil der im 1. Weltkrieg verlorenen Gebiete zurück. Am 19. 3. 1944 besetzten dt. Truppen das Land; Horthy dankte im Okt. ab, sein Nachfolger wurde F.)Szálasi. Die Sowjets besetzten das Land schrittweise bis zum 4. 4. 1945. Am 22. 12. 1944 hatte sich inzwischen eine provisor. Gegenregierung gebildet, die mit den Sowjets einen Waffenstillstand schloss und Deutschland den Krieg erklärte.
Volksdemokratie und kommunistische Herrschaft (1945–89): Der Pariser Friede vom 10. 1. 1947 stellte die ungar. Grenzen vom 1. 2. 1938 wieder her. 1946–49 vollzog sich die sozialist. Umgestaltung des Landes nach sowjet. Muster. Die treibende Kraft der innenpolit. Entwicklung waren die Kommunisten, die von der sowjet. Militärmacht unterstützt wurden.

Die Parteien wurden bis zum Sommer 1948 verboten oder lösten sich selbst auf, die Sozialdemokraten wurden gezwungen, sich mit der KP zur Partei der Ungar. Werktätigen zu vereinigen (ab 1956 Ungar. Sozialist. Arbeiterpartei, USAP). Durch die Verfassung vom 18. 8. 1949 wurde U. eine Volksrepublik. 1953 folgte dem Stalinisten M. Rákosi I. Nagy als Min.-Präs., der bis 1955 polit. und wirtschaftl. Reformen durchführte. 1956 wurde Rákosi durch den dogmat. Stalinisten E.)Gerö als Generalsekretär abgelöst. Dessen starre und unbesonnene Haltung führte am 23. 10. 1956 zum ungar. Volksaufstand, der nur durch das militär. Eingreifen der sowjet. Streitkräfte niedergeschlagen werden konnte. Fast 200)000 Ungarn flüchteten ins westl. Ausland. – Parteisekretär J. Kádár (Nov. 1956–58 und 1961–68 auch Min.-Präs.) betrieb wieder eine prosowjet. Politik. U. erholte sich politisch und wirtschaftlich und schlug den Weg einer vorsichtigen Liberalisierung ein (›Gulaschkommunismus‹). )Die Republik (seit 1989): Im Zuge der sowjet. Reformpolitik wurde die Liberalisierung u.)a. durch die Zulassung von Parteien ab 1987 forciert. Nach der Entmachtung von J. Kádár im Mai 1988 wurde K.)Grosz neuer Parteichef. Der Rücktritt des gesamten Politbüros im April 1989 und die folgende Neuwahl stärkten die Reformkräfte in der USAP um M.)Németh und I.)Poszgay. Im Okt. 1989 löste sich die USAP auf, Teile gründeten eine sozialdemokratisch orientierte Partei. Im Mai 1989 begann U. mit der Grenzöffnung zu Österreich; die Ausreise zahlr. Bürger der DDR in den Westen v.)a. im Sept. 1989 besaß Signalcharakter für das Ende des SED-Regimes. Die ersten freien Wahlen im März und April 1990 gewann das konservativ ausgerichtete Ungar. Demokrat. Forum (UDF) unter J.)Antall, der auch neuer Min.-Präs. wurde; Staats-Präs. wurde Á.)Göncz (SZDSZ; 1995 wieder gewählt). Mit der Rehabilitierung der Opfer des Aufstandes von 1956, der Aufnahme in den Europarat im Nov. 1990 und der assoziierten Mitgliedschaft in der NATO bei gleichzeitigem Abzug der sowjet. Truppen 1991 bestätigte U. seine Annäherung an W-Europa. Die Parlamentswahlen 1994 entschied die Ungar. Sozialist. Partei (USP) mit absoluter Mehrheit für sich; neuer Min.-Präs. wurde ihr Vors., G.)Horn.

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