G.E. Lessing Nathan der Weise
Quelle:
Hensel, Georg: “Spielplan 1”, ‘Der Schauspielführer von der Antike bis
zur
Gegenwart’.
Econ & List Verlag, München, 1999, S. 337 ff.
Dramatisches Gedicht in fünf Aufzügen. (Lessing sagt dazu Aufzug, aber
eigentlich heißt das Akt, nur damit du dich nicht wunderst) Geschrieben
1779,
Uraufführung am 14.04.1783 in Berlin, zwei Jahre nach Lessings Tod.
WER?
- Sultan Saladin
- Sittah, dessen Schwester
- Nathan, ein reicher Jude
- Recha, Nathans angenommene Tochter
- Daja, eine Christin, aber in dem Hause von Nathan als
Gesellschafterin von
Recha
- ein junger Tempelherr
- der Patriarch von Jerusalem
WO?
In Jerusalem, im hause Nathans und am Hof Saladins
WANN?
Mittelalter, etwa 12. Jhd.
WAS?
Ein junger deutscher Tempelherr, gefangener des Sultans Saladin, hat
Recha, die
Tochter des Juden Nathan, aus dem brennendes Haus ihres Vaters
gerettet. Recha
glaubt, ein Engel habe sie vor dem Tode bewahrt, doch der von einer
Reise
zurückgekehrte Nathan vermutet in ihrem Retter den einzigen Tempelherrn
der
Stadt, den der Sultan am Leben gelassen hat, weil er seinem
verschollenen Bruder
ähnlich sieht. Der Tempelherr lehnt die ihm überbrachte Einladung (per
Bote)
Nathans, ihn zu besuchen, schroff ab: “Laßt den Vater mir vom Hals. Jud’ ist
Jude. Ich bin ein plumper Schwab.” Nathans persönliche Einladung nimmt
er
zögernd an und verliebt sich, während der Jude beim Sultan ist, im
Hause Nathans
in Recha, schreckt aber zugleich vor dieser Liebe zurück, da er Recha
für eine
Jüdin hält. (aber die wurde ja nur von einem Juden adoptiert, also ist
sie keine
Jüdin) von Daja, der christlichen Gesellschafterin der Recha, erfährt
er, dass
Recha, ohne es zu wissen, ein Christenmädchen ist. Nathan hat sie
angenommen,
als sie noch ein Kind war, als seine Frau und seine sieben Söhne bei
einer
Judenverfolgung von Christen ermordet worden sind. Der Tempelherr
befragt, ohne
Namen zu nennen, den christlichen Patriarchen von Jerusalem, ob ein
Jude ein
christliches Kind ungetauft aufziehen dürfe; der fanatische Patriarch
will von
dem Tempelherrn kein Wort hören , er besteht auf: “Tut nichts. Der Jude
wird
verbrannt.” Inzwischen sind sich Sultan Saladin, der Mohammedaner, und
Nathan,
der Jude, respektvoll näher gekommen.
(die beiden sind nicht schwul)
Auf die
Frage des Sultans, welche der drei großen Religionen, die christliche,
die
jüdische oder die mohammedanische (Islam), die echte sei, hat Nathan
das
Gleichnis von den drei Ringen (wird auch Ringparabel genannt)erzählt:
aus einem
Ring, der die geheime Kraft besitzt, “vor Gott und Menschen angenehm zu
machen,
wer in dieser Zuversicht ihn trug”, läßt ein Mann für seine drei Söhne
Ringe
machen, und als nach seinem Tode die Söhne den Richter befragten,
welches der
echte Ring sei (der der Vor Gott angenehm macht), erhalten sie die
Antwort: “ Es
eifre jeder seiner unbestochnen, von Vorurteilen freien Liebe nach! Es
strebe
von euch jeder um die Wette, die Kraft des Steins in seinem Ring an Tag
zu
legen, komme dieser Kraft mit Sanftmut, mit herzlicher Verträglichkeit,
mit
Wohltun, mit innigster Ergebenheit in Gott zu Hilf’!” Der Tempelherr
berichtet
dem Sultan, dass durch sein Gespräch mit dem Patriarchen Nathan in
Gefahr ist:
der Patriarch läßt den Juden suchen, der ein Christenmädchen in seinem
Hause
hat. Den Schutz Rechas will der Tempelherr übernehmen, doch Nathan hat
inzwischen Beweise über die Herkunft Rechas erhalten: sei ist die
Tochter des
Ritters von Filnek und damit die Schwester des Tempelherrn. (der sich
ja in sie
verliebt hat) Überdies stellt sich heraus, dass Ritter von Filnek in
Wirklichkeit Assad ist, der Verschollene Bruder des Sultans; er hat in
Deutschland eine Deutsche geheiratet. So sind Recha, das
Christenmädchen in
jüdischem Hause, und der christliche Tempelherr Nichte und Neffe des
mohammedanischen Sultans.
Die Hinweise in Klammern sind von mir... ich hoffe sie helfen dir ein
bißchen.
So und jetzt noch mal eine kleine zusätzliche Erläuterung von mir für
dich.
Also, eigentlich trägt das Stück die Aussage, dass es für das innere
eines
Menschen (seine inneren Werte) nicht auf Abstammung und Religion
ankommt: ob
Jude, ob Christ, ob Staufe, ob Moslem, ....., das wird auf einmal
unwichtig,
denn die Art eines Menschen hängt von seiner Einsicht und seiner
Duldsamkeit ab. Viele Dialoge im Nathan sind nichts anderes als ein fortgesetztes
Gespräch über
Toleranz. Die Botschaft ist eine Mischung aus Vernunft und
Menschenliebe, die
bewußt von Lessing so dargestellt wurde.
|